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Sport: Der Junge für alles

Fernando Torres ist Spaniens große Hoffnung

„El Niño“, den Jungen, nennen sie ihn in Spanien liebevoll. Das trifft es ganz gut, aber sagt noch längst nicht alles, denn Fernando Torres, ein sommersprossiges Bübchen, ist mit seinen 20 Jahren bereits einer der wichtigsten Männer im iberischen Fußball. In seinem Verein Atletico Madrid trägt der unheimlich begabte Stürmer schon seit zwei Jahren die Kapitänsbinde, er ist dort neben den Toren – 19 in der vergangenen Saison – auch noch für Spielaufbau, Vorlagen, Standards und Schwalben im Strafraum zuständig, mit anderen Worten: für alles. Der weiß-rot gestreifte Teil der Hauptstadt liegt ihm zu Füßen. „Er ist die Hoffnung der Tribüne, die Lebensversicherung des Vereins und die Waffe des Trainers“, schrieb „El Pais“.

Und mittlerweile ist sein Name auch in der Nationalmannschaft zum Synonym eines Versprechens geworden: Das international kaum bekannte Supertalent soll in Portugal die Verteidiger schwindelig spielen und Spanien zusammen mit Raul und Fernando Morientes endlich einmal wieder zu einem Turniergewinn schießen. „Er wird die Sensation der Euro sein“, sagt das Sportblatt „Marca“ voraus.

Seit der EM 1964 schöpft die Fußballnation Spanien ihr gewaltiges Potenzial in Wettbewerben so gut wie gar nicht aus. Auch Torres wird seine verblüffenden Tempo-Dribblings bei diesem Turnier wohl erst in Halbzeit zwei zeigen können. Noch kommt der schlaksige Junge in der ersten Elf an Raul nicht vorbei, der trotz schwacher Saison bei Real Madrid der Superstar die Leitfigur der Nationalmannschaft ist. Immer wieder wird der in einfachen Verhältnissen in Madrid aufgewachsene Torres mit Raul verglichen, nicht nur die Spielweisen ähneln sich.

Auch Raul fing bei Atletico an, auch er ging als Fan zu den Spielen ins Stadion, auch er reifte schon als Teenager zum Klassestürmer – allerdings beim verhassten Rivalen Real. Das soll sich nicht wiederholen. Kurz vor seinem Tod im Mai hat der Klubpatron Jesus Gil y Gil seinen Sohn und Nachfolger Miguel Angel schwören lassen, Torres nie zu verkaufen. Ein 70- Millionen-Euro-Angebot von Manchester United hat Atletico bereits abgelehnt; Torres will mindestens bis 2008 bleiben. „Was soll ich bei Real?“, sagt er. „Bei Atletico geht es um ein Gefühl und die Identität.“

Auch im Nationalteam fühlt er sich wohl, nur dass er für die EM das ruhmvolle Trikot mit der Nummer neun bekommen hat, passt ihm nicht so sehr. Torres hätte lieber die 14 gehabt. Mit ihr auf dem Rücken hat er für Spanien die U17- und U19-Europameisterschaften gewonnen.

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