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Sport: Der Kaiser von Curitiba

Trainer Lothar Matthäus wird in Brasilien gefeiert

Curitiba - Die Freude über die Ankunft von Lothar Matthäus war groß. Sogar so groß, dass Atletico Paranaense, der neue Arbeitgeber des ehemaligen deutschen Fußball-Nationalspielers, auf seiner Internetseite verkündete: „Der Kaiser ist angekommen.“ Rund 100 Menschen lauschten Matthäus bei seiner Präsentation im Grand Hotel Rayon von Curitiba. Und dieser wusste, was die Fans hören wollten. „Ich will Atletico auf Sieg spielen lassen und nicht defensiv“, sagte er. Angesichts der Euphorie beim brasilianischen Meister von 2001 schien Matthäus, der sein Team gestern erstmals trainierte, aber auch ein wenig bange zu werden. Die Erfolge würden sich schon einstellen, sagte Matthäus, bat aber auch um etwas Zeit.

Nach den Stationen Wien, Belgrad und Budapest ist der 44 Jahre alte Matthäus nun also in Brasilien. „Ich weiß über den brasilianischen Vereinsfußball ziemlich wenig“, sagt Matthäus. Über Curitiba im Süden Brasiliens hat er erfahren, dass in der 1,6 Millionen großen Stadt viele Einwanderer aus Deutschland leben und dass nicht weit davon entfernt in Blumenau das zweitgrößte Oktoberfest der Welt gefeiert wird. „Das Meer ist nahe, eine Stunde mit dem Auto“, sagt Matthäus, „in Deutschland, wo alle so pessimistisch sind, würde man sagen, es ist weit weg. Aber ich denke immer positiv.“ Eine Denkweise, die den Oberen von Atletico Paranaense offensichtlich gefallen hat. Gleich beim ersten Treffen hat ihm Präsident Mario Celso Petraglia einen Einjahresvertrag angeboten. Das hat selbst den von seinen Fähigkeiten sonst so überzeugten Matthäus verblüfft. „Es hat mich sehr stolz gemacht, dass mich ein Klub aus dem Land des Weltmeisters haben wollte.“ Zuletzt aber ist er als ungarischer Nationaltrainer gescheitert damit, ein Team zur WM zu führen. „Gescheitert?“, sagt Matthäus, „wer hat Partizan Belgrad in die Champions-League gebracht? Das war ich.“

In Deutschland scheiterte er zuletzt an der Stimmung gegen ihn. Nach Fan-Protesten rückte die Führung des 1. FC Nürnberg davon ab, ihn zu verpflichten. „Beim Club sind doch schwache Leute an der Spitze, wenn sie sich von 100 oder 200 Anhängern vorschreiben lassen, was sie zu tun haben“, sagt er. In Curitiba strömten viele Fans zum Vereinsgelände, nachdem sie von seiner Verpflichtung gehört hatten. „Ich bin ein guter Vertreter für Deutschland im Ausland“, sagt Matthäus. Zumindest die Brasilianer scheinen das auch so zu sehen.

Roland Wiedemann

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