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Sport: Der kleine Jubel

Ihren zweiten Sieg in der Europaliga feiern Albas Basketballer zurückhaltend

Berlin. Ein historischer Moment war es nicht, ein außergewöhnlicher sehr wohl am Mittwochabend in der Max-Schmeling-Halle. Alba Berlin hatte Asvel Villeurbanne 80:73 geschlagen, es war im achten Europaligaspiel dieser Saison der zweite Sieg. Als die dramatischen Schlussminuten überstanden waren, warf ein Spieler den Ball im Überschwang auf die Tribüne. Dutzende Hände reckten sich ihm entgegen. Doch der Fan, der ihn erwischte, durfte sich nicht lange freuen. Albas Assistenztrainer Burkhardt Prigge eilte sofort herbei, seine Aufzeichnungen zum Spiel noch unter dem Arm, und forderte mit einer Handbewegung die Rückgabe des Balls. Sekunden später brachte er ihn im Kabinentrakt in Sicherheit. Nüchternheit dominierte auch in den Reaktionen auf den seltenen Sieg – und Kritik. Zu spät kam der Erfolg gegen die Franzosen im ersten Rückrundenspiel höchstwahrscheinlich, zu unwahrscheinlich ist der Einzug in die Zwischenrunde, zu viele Fehler machten die Berliner, die auch der Sieg nicht zudeckte.

„Wir wollten im Kampf um die Zwischenrunde am Leben bleiben. Der Druck war sehr hoch“, sagte Trainer Emir Mutapcic, „es war ein wichtiger Sieg, aber wir haben nicht gut gespielt.“ Sein Team ist in der Europaliga durch den Erfolg vom letzten auf den vorletzten, den siebten, Platz geklettert. Die besten fünf Teams jeder der drei Gruppen sowie der beste Sechste qualifizieren sich für die Zwischenrunde. Der Fünfte Tau Vitoria hat allerdings schon zwei Siege mehr errungen als Alba. Am kommenden Donnerstag kommt es in Polen zum Duell zwischen dem Überraschungs-Vierten Wroclaw und Alba. Das Hinspiel hatten die Berliner 53:67 verloren und eine blamable Leistung gezeigt.

„Die Mannschaft hat nicht locker, sondern krampfig gewirkt“, analysiert Vizepräsident Marco Baldi, „wir haben von vielen Einzelaktionen gelebt. Das ist eigentlich nicht unser Spiel.“ Typisch für Alba ist das Mannschaftsspiel mit einer starken Verteidigung, „da muss man Intensität spüren, der Boden muss vibrieren“. Die Einzelaktionen, verbunden mit zu vielen Würfen von außen, führten dennoch zum Sieg, weil „viele andere einspringen, wenn einer eine ganz schlechte Leistung bringt“, sagte Stefano Garris, „der eine war leider ich“. In den vergangenen beiden Partien gegen Würzburg und in Braunschweig hatte Garris jeweils 20 Punkte erzielt und vor allem mit Dreipunktewürfen geglänzt: Neun von zwölf verwandelte er. Am Mittwoch brachte der Nationalspieler keinen einzigen Ball im Korb unter.

Dafür kam Chuck Evans erneut auf eine Wurfquote von hundert Prozent und ordnete das Spiel in der ersten Halbzeit gut. Als er nach der Pause nicht mehr so wirkungsvoll agierte, machte sein Spielmacherkollege DeJuan Collins 13 seiner 17 Punkte. Vladimir Petrovic brachte sein Team nach dem 7:15-Rückstand noch zur Halbzeitführung, Jovo Stanojevic war im zweiten Durchgang wichtiger Scorer.

Darüber, dass sich Alba in Wroclaw steigern muss, um die minimale Chance aufs Weiterkommen zu wahren, herrscht Einigkeit. „Es wird wirklich sehr, sehr schwer“, sagt Stanojevic, „aber ich bin Optimist. Ich weiß nicht, wie wir weiterkommen sollen, aber wir werden alles versuchen.“ Sollte es gelingen, wird endlich auch richtig gejubelt.

Helen Ruwald

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