zum Hauptinhalt

Sport: Der kleine Kaiser

Als Dorinel Munteanu mit einem schönen Heber in der Schlussminute das 5:0 für den VfL Wolfsburg schoss, setzte Klaus Augenthaler jenes spöttische Lächeln auf, das die Bayern-Spieler von Franz Beckenbauer kennen. So sieht es auch aus, wenn der Kaiser sich daran macht, Hohn und Spott über die eigenen Angestellten in Worte zu kleiden.

Als Dorinel Munteanu mit einem schönen Heber in der Schlussminute das 5:0 für den VfL Wolfsburg schoss, setzte Klaus Augenthaler jenes spöttische Lächeln auf, das die Bayern-Spieler von Franz Beckenbauer kennen. So sieht es auch aus, wenn der Kaiser sich daran macht, Hohn und Spott über die eigenen Angestellten in Worte zu kleiden. "Wir haben heute gespielt wie eine Schülermannschaft. Da war keiner dabei, der bundesligatauglich war", sagte Klaus Augenthaler in bester Kaiser-Manier. Der Unterschied: Ein Beckenbauer kann sich sicher sein, dass er den Nerv trifft und seine Stars zu einer Trotzreaktion bewegt, in Nürnberg verpuffen derlei Aktionen, wie das Beispiel Edgar Geenen zeigte, der sich sprachlich danebenbenahm, "um die Mannschaft wachzurütteln", dessen Tirade sportlich jedoch nichts bewirkte.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Die Nürnberger Spieler setzten ihr Schläfchen auch in Wolfsburg fort. Der Traditionsverein grüßt als Tabellenletzter und läuft Gefahr, schon im Herbst in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Groß ist bei den Nürnbergern nur die Ratlosigkeit. Selbst der oft forsch auftretende Präsident Michael A. Roth weiß keine Lösung. Zuerst sprach er davon, dass solch ein Spiel nach Erklärungen des Trainers rufe, dann bestätigte er, dass Augenthaler auch beim nächsten Spiel wieder auf der Bank sitzen werde. Und in die dritte Kamera sagte er schließlich, man wolle analysieren und sich dann entscheiden.

"Der Trainer ist immer schuld, selbst wenn die Spieler ein Eigentor schießen", sagte Augenthaler. Es war ein kurzer Einblick in sein Seelenleben. Kein Zweifel, die ernüchternde Situation des Clubs, den er als Held in die Bundesliga geführt hat, hat an Augenthalers Selbstwertgefühl genagt. Da darf man es als Schutzmechanismus werten, dass er zu Protokoll gab, "gar nicht sauer" auf seine Mannschaft zu sein, sondern nur "Mitleid" zu fühlen. "Ich bin keiner, der noch drauftritt, wenn jemand am Boden liegt."

Wie sollen sie herauskommen aus dem fränkischen Jammertal? Es ist eine Frage, die Augenthaler ("Ich habe schon vor dem Spiel die Angst in den Augen meiner Spieler gesehen") vielleicht nicht mehr beantworten wird. Zwar erklärte der Fußballlehrer, dass er nie die Brocken hinschmeißen würde, doch die Revolte der Fans, die 20 Minuten vor Schluss das Stadion verließen, um den Mannschaftsbus blockieren zu können, dürfte dem Präsidium den Weg weisen.

Es scheint, als könnte Augenthaler nur die knappe Kasse der Nürnberger retten. Ein neuer Trainer ist teuer, zumal der alte weiterbezahlt werden muss. Roth hat allerdings oft genug bewiesen, dass er in der Lage ist, neue Wege zu finden - auch wenn diese dann in einer Sackgasse enden.

Gert Christians

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false