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Sport: Der Klub der Weltmeister

Es ist schön, wenn man auch in der Ferne zu Hause ist. Thierry Henry, der 24-jährige Franzose im Team von Arsenal London, dem heutigen Gegner von Bayer Leverkusen in der Champions League, sagt: "Wir kennen uns alle so gut, dass wir manchmal gar nicht schauen müssen.

Es ist schön, wenn man auch in der Ferne zu Hause ist. Thierry Henry, der 24-jährige Franzose im Team von Arsenal London, dem heutigen Gegner von Bayer Leverkusen in der Champions League, sagt: "Wir kennen uns alle so gut, dass wir manchmal gar nicht schauen müssen. Wir spielen einfach den Ball." Bezogen hat Henry diesen Satz auf die Tatsache, dass bei Arsenal inzwischen sechs Franzosen Dienst tun. Fünf von ihnen sind Stammspieler.

Neben den französischen Nationalspielern Henry, Robert Pirès, Sylvain Wiltord und Patric Vieira ist noch der Defensivspieler Gilles Grimandi Teil des Arsenalkaders. Der Nachwuchsspieler Jeremie Aliardière kam erst achtmal zum Einsatz. "Ich weiß nicht, ob das Telepathie ist, aber ich weiß einfach instinktiv, wo Robert Pirès hinläuft. Ich weiß auch, wo Sylvain Wiltord hinläuft und was Patric Vieira gleich machen wird", sagt Henry über das Zusammenspiel der Franzosen.

Übermut ist das wohl nicht. Arsenal hat bei einem Spiel weniger nur drei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Manchester United, spielt noch im FA-Cup und hat in der Champions League noch alle Chancen auf das Erreichen der K.-o.-Runde. "Wir bewegen uns alle gleichzeitig, versuchen den Ball schnell weiter zu spielen. Es braucht sicher einige Zeit, um so ein Verständnis auf dem Platz zu entwickeln, aber wir sind gerade dabei, es in dieser Saison bei Arsenal zu schaffen.", sagt Henry.

Am Samstag im Spiel gegen den FC Fulham, das Arsenal 4:1 gewann, wechselte Arsène Wenger, der siebte Franzose bei Arsenal, Henry nach 81 Minuten aus. Der wirkte unzufrieden, doch Wenger hatte seine Gründe. Nicht etwa, weil Henry schlecht gespielt hatte. Zwei Treffer hatte er erzielt, und Wenger weiß, wie wichtig Henry heute abend gegen Leverkusen sein wird, deshalb gönnte er ihm ein paar Minuten Pause. Insgesamt 27 Tore in 37 Begegnungen der laufenden Saison stehen zu Buche, sechs davon in der Champions League. "Thierry hat Qualitäten, von denen man nur träumen kann: Schnelligkeit, Kraft, Intelligenz, er ist stark beim Abschluss - und sein Selbstvertrauen wird immer größer", sagte Wenger.

Thierry Henry hat angekündigt, dass das Spiel gegen Leverkusen nicht einfach werden wird: "Das ist eine starke Mannschaft. Wir waren alle sehr enttäuscht und frustriert, dass wir im Hinspiel letzte Woche in letzter Minute noch den Ausgleich zum 1:1 bekommen haben." Dennoch ist er zuversichtlich, denn "Leverkusen hat schon in Turin 0:4 verloren und deswegen denke ich, dass Bayer nicht bedingungslos nach vorne spielen wird. Vielleicht wird Leverkusen versuchen, uns auszukontern. Es wäre eine Katastrophe, wenn wir das zulassen würden."

Trainer Klaus Toppmöller, dessen Verein zum ersten Mal zu einem Fußballspiel nach England gereist ist, hat allerdings nicht vor, am Abend im Highbury-Stadion erst einmal abzuwarten. "Wenn man Arsenal spielen lässt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man ein Gegentor bekommt", sagte er vor dem Spiel. Sein Team, in dem Jens Nowotny trotz leichter Blessur am Fuß spielen wird, werde sich nicht verstecken, sondern von Anfang an nach vorne spielen. Chancen für die Leverkusener sieht Toppmöller vor allem in Arsenals Abwehr. "Da ist das Team sicherlich zu packen." Außerdem fehlen den Londonern wichtige Spieler wie Frederik Ljungberg, Martin Keown, Ashley Cole und Tony Adams. Ray Parlour und Oleg Luschny sind gesperrt.

Dass Thierry Henry in den 90 Minuten ganz ausgeschaltet werden kann, glaubt Toppmöller nicht. "Das wird bei so einem Weltklassestürmer schwierig sein." Auf Lucio und Jens Nowotny sieht er eine schwere Aufgabe zukommen. "Aber im Hinspiel haben das die beiden sehr gut gemacht."

Verbal ging es vor dem Spiel bereits zur Sache. Wengers Provokation, dass Leverkusen ein außergewöhnlich schwalben-freudiges Team sei, konterte Toppmöller mit der Behauptung, dass Henry im Hinspiel deutlich mehr gefallen sei als Leverkusens Bastürk. "Das ist schon eine Beleidigung für meine Spieler", sagte Toppmöller. "Bei uns dived keiner." Aber so ist das nun mal, wenn deutsche und englische Mannschaften aufeinander treffen. Wobei die Begegnung eher ein deutsch-französisches als ein deutsch-englisches Duell ist. Einen Vorteil sieht Toppmöller darin nicht. "Gegen französische Europameister und Weltmeister zu spielen ist für uns das Größte. Außerdem haben wir auch fünf deutsche Nationalspieler in unseren Reihen." Wenger habe mit den Franzosen eine "Riesenspielkultur herein gebracht, aber die englische Aggressivität im Zweikampf dabei nicht vernachlässigt". Zeigt Arsenal alles, was Toppmöller lobt, wird es schwer für Leverkusen.

Julius Müller-Meiningen

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