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Sport: Der König ist zurück

Federer gewinnt die fünften US Open in Folge

New York - Roger Federer wollte gar nicht mehr aufhören, den US-Open-Pokal zu küssen. Der Schweizer durfte beim Finale in Flushing Meadows nach einem für seine Verhältnisse sportlich enttäuschenden Jahr endlich wieder erleben, wie sich ein Grand-Slam-Titel anfühlt. „Halbfinals und Finals nutzen mir nicht mehr viel. Für mich geht es um Siege, und das hier ist ein großer“, sagte Federer nach dem 6:2, 7:5, 6:2 über den Schotten Andy Murray am Montag in New York. „Jetzt kann ich die restliche Saison entspannter angehen.“

Der 21-jährige Murray hatte im 1:51 Stunden langen Endspiel nur im zweiten Satz eine Chance, als er einen 0:2-Rückstand sofort aufholte und sich drei Breakbälle in Serie zur 3:2-Führung erspielte. Doch Federer brachte trotzdem seinen Aufschlag durch. Nachdem es 5:5 im zweiten Satz stand, spielte Federer sein bestes Tennis, gewann sieben Spiele in Folge und lag damit beinahe uneinholbar mit zwei Sätzen und 5:0 im dritten Satz in Führung. Murray konnte noch einmal auf 2:5 verkürzen, sein Glaube an den Sieg war zu diesem Zeitpunkt aber längst gebrochen. Zu druckvoll, präzise und kreativ spielte Federer, zudem hatte Murray große Probleme mit seinem Aufschlag. Damit wartet das britische Männer-Tennis weiter auf den ersten Grand-Slam-Titel, seit Fred Perry 1936 die US Open gewann.

Federer fehlt jetzt nur noch ein weiterer großer Titel, um mit Pete Sampras gleichzuziehen. Der Amerikaner hatte vor sechs Jahren mit dem Finalsieg über Andre Agassi seinen 14. Grand-Slam-Triumph gefeiert. „Ich will nicht bei 13 aufhören“, sagte der 27-jährige Federer, der als erster Spieler seit dem Amerikaner Bill Tilden 1924 fünf US-Open-Titel nacheinander gewann. Weil ihm diese Serie auch in Wimbledon gelang, ist er der Erste, der zwei der vier wichtigsten Turniere fünfmal in Serie gewonnen hat.

Größer war für Federer aber die psychologische Bedeutung: Nach dem Halbfinal-Aus bei den Australian Open, den Finalniederlagen gegen Rafael Nadal bei den French Open und in Wimbledon sowie dem Verlust des ersten Platzes in der Weltrangliste an den spanischen Olympiasieger, gewann er seinen ersten großen Titel des Jahres. Unter welchem Druck Federer gestanden hatte, zeigte sich, nachdem Murray den letzten Ball ins Netz gesetzt hatte: Federer warf seinen Schläger von sich, fiel erst auf die Knie, dann auf den Rücken und schrie sich die ganze Frustration der vergangenen Monate aus dem Leib. „Ich habe von den Emotionen ein hartes Jahr durchlaufen“, sagte der Anfang der Saison vom Pfeiffer’schen Drüsenfieber geschwächte Federer. In New York fand er auch körperlich zu alter Stärke zurück. „Ich hatte für eine Weile das Gefühl, dass ich wieder unschlagbar bin.“ Es mache ihn stolz, sein bestes Tennis wieder im wichtigsten Match gespielt zu haben.

Federer betonte, dass seine schwache Saison überdramatisiert worden sei. „Es ist nicht so schlecht, wie es dargestellt wird“, sagte der Weltranglisten-Zweite. Bei den Masters-Turnieren in Madrid und Paris sowie beim Masters Cup in Schanghai will er weiter angreifen. Verlierer Andy Murray schien ohnehin nie an Federers Sonderstellung im Tennis gezweifelt zu haben. Als er Federer nach dem Matchball am Netz die Hand gab, sagte er: „Ich habe gegen den Größten verloren, der dieses Spiel je gespielt hat.“ Tsp/dpa

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