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Sport: Der leise Abschied

Hochspringer Martin Buß hat seine Karriere beendet

Berlin - Der einzige deutsche Hochsprungweltmeister hat seine Karriere beendet, und niemand hat es bemerkt. „Ja, ich habe aufgehört“, sagt Martin Buß, der 2001 in Edmonton mit 2,36 Meter den WM-Titel errungen hatte, danach aber aufgrund einer langwierigen Knieverletzung mit drei Operationen nie mehr an alte Leistungen anknüpfen konnte.

Der Berliner, der zunächst für den OSC Berlin startete, ab 2001 für Bayer Leverkusen und seit 2005 für den Barmer TV, gewann fünf deutsche Meistertitel und errang bereits bei der WM 1999 Bronze. Als jemand, der sich nach eigener Aussage „nie so in den Vordergrund geschoben hat“, gelang es Buß nur für kurze Zeit, eine Popularität aufzubauen, die – bei ähnlichen internationalen Erfolgen – vergleichbar mit der seiner Vorgänger Dietmar Mögenburg oder Carlo Thränhardt war. So klang seine Laufbahn im Sommer eher still und leise aus. Ernüchterung klingt durch, wenn der 30-Jährige sagt: „Ich rufe ja nicht irgendwen an, um zu erzählen, dass ich aufgehört habe.“ Ein letzter Versuch, sich nach den langen Pausen noch einmal zurückzumelden, war in der diesjährigen Hallensaison gescheitert. Die 2,21 Meter „waren einfach zu wenig bei dem Aufwand“. Außerdem hielt zwar das Knie den Belastungen stand, die Psyche aber spielte nicht mehr uneingeschränkt mit. Eine Art mentaler Schutzreflex bremste die Mobilisierung der nötigen Impulse im Wettkampf. Einen weiteren zeitaufwendigen Anlauf zum ganz hohen Sprung wollte Buß nicht noch einmal angehen.

Als Krönung seiner Karriere bleibt der überraschende Erfolg von Edmonton. „Ich habe nicht resigniert nach all den Rückschlägen der letzten Jahre“, sagt Martin Buß. Allerdings sei ihm in der letzten Zeit doch vieles klarer geworden. Vor allem die Flüchtigkeit des Erfolgs in einer schnelllebigen Zeit. „Man wird schnell vergessen.“ Außerdem sei er niemand, „der nackig durch die Gegend läuft oder Ähnliches treibt“, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein Seitenhieb gegen Hochspringer Tim Lobinger, der 2003 nach seinem Sieg in Monaco vor den Augen von Prinz Albert mit nacktem Hintern eine Ehrenrunde gedreht hatte.

Mitte Oktober hat Buß in Berlin seine Ausbildung für den gehobenen Polizeidienst begonnen. Außerdem betreibt der Vater zweier Kinder mit seiner Frau in Berlin ein Fischgeschäft. Einen Sprung, so betont er, habe er zu seiner Zufriedenheit geschafft: den ins private und berufliche Leben.

Paul Frommeyer

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