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Zurück am Ball. Die deutschen Nationalspieler widmen sich in Eppan wieder ihrem Kerngeschäft. Foto: ddp

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Sport: Der letzte Schritt

Die Nationalmannschaft trainiert nun in Südtirol

Gute Güte, was soll denn die Geheimhaltung? Familie Vogt steht im Wald hoch überm Fußballplatz von Eppan und blinzelt durch den Sichtschutz. 2,50 Meter ist der hoch, grün, und wer sich ihm zu intensiv nähert, wird von den Sicherheitsleuten angesprochen. Ob Frau Vogt was gesehen hat? Fußballer halt, Bälle und viele Fernsehkameras. „A bissl enttäuscht“ sei sie nun, die Spieler hätte sie wirklich gerne gesehen, sagt Frau Vogt, 67, und macht ihrem Mann einen liebevollen Vorschlag: „Gehen wir halt an den Montiggler See und trinken ein Glas Wein.“ Herr Vogt versucht ein Lächeln und schiebt seine schwarz-rot-goldene Mütze zurecht.

Hinter dem Sichtschutz befindet sich das klitzekleine Stadion, in dem die Deutschen an diesem Samstagmittag erstmals über den Rasen laufen. Sie werden in den kommenden knapp zwei Wochen noch häufig auf dem Grün schwitzen. Und das liegt nicht nur an den Trainingseinheiten, sondern auch am Wetter. In Südtirol ist pünktlich mit der Mannschaft auch der Sommer eingetroffen.

„Wir haben uns nach Sonne gesehnt“, sagte Kotrainer Hansi Flick nach dem Training und kippte sich erst einmal einen kalten Schluck Wasser in den Rachen. Eine Woche hatten sie zuvor im stürmischen Sizilien trainiert, da mussten sie schon die DFB-Winterkollektion wieder herausholen. Über die Hitze in Südtirol will er aber nicht jammern: „Die Bedingungen hier sind ideal“, sagt Flick. Und außerdem: „In Johannesburg haben wir genug Zeit, uns auf die Kälte vorzubereiten.“ Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wird es nachts schon mal Bodenfrost geben.

Bis zum 2. Juni trainiert die DFB-Delegation nun in Eppan, nur unterbrochen durch einen Kurztrip zum Freundschaftsspiel nach Ungarn. Kotrainer Flick spricht vom „nächsten Step“: In Südtirol gehe es um die Feinabstimmung, um taktische Dinge. Und einige wichtige Fragen sind zu klären: Wie kann der Ausfall von Michael Ballack kompensiert werden? Wer wird das deutsche Tor hüten? Welche drei Spieler werden zum 1. Juni aussortiert? Und: Wer wird Kapitän?

Bisher hat Flicks Vorgesetzter, Bundestrainer Joachim Löw, lediglich gesagt, dass er bis nach dem Champions-League- Finale und der damit verbundenen Ankunft der sieben Nationalspieler des FC Bayern warten möchte. Und genau dieser Programmpunkt hat jetzt Konturen gewonnen. Unabhängig vom Ausgang haben Joachim Löw und Flick sich darauf verständigt, dass die Bayern auf jeden Fall später anreisen werden, nicht schon am Montag, wie einst geplant. „Ich denke, dass es den Bayernprofis, die so viele Spiele absolviert haben, einfach mal zusteht, ein, zwei Tage durchzuatmen“, sagte Flick.

Der Trainerstab nimmt somit Rücksicht auf die Belastung der Bayern, deren Saison länger war als die der Kollegen. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, die nahezu alle Pflichtspiele über die komplette Zeit bestritten haben, werden zusammen mit Torwart Jörg Butt erst am Mittwoch in Eppan erwartet. Miroslav Klose und Mario Gomez, die nicht so viel Einsatzzeit hatten, sowie die jungen Thomas Müller und Holger Badstuber reisen am Dienstag an. „Wir werden sie individuell an das laufende Mannschaftstraining heranführen“, erklärt Flick.

Müller und Badstuber hätten zwar sehr viel mehr als Klose und Gomez gespielt, doch weil sie jung und im Fall Badstubers noch ganz neu bei der Auswahl sind, „wollen wir sie sehr schnell integrieren“. Da Klose und Gomez nicht überspielt sein dürften, ist der Schwerpunkt bei ihnen, dass sie schnell „die volle Dosis“ bekommen, wie es Flick formulierte. Anschließend schraubte er seine Wasserflasche zu und beeilte sich, wieder ins klimatisierte Hotel zu kommen. Der Haustechniker hatte die Leinwand für das Endspiel der Champions League schon im Speisesaal aufgebaut.

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