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Sport: Der Letzte seiner Art

Vor 22 Jahren gewann Bernhard Langer das Masters in Augusta, diesmal scheitert er am Cut

Die Bilder des Jahres 1985 zeigen einen dünnen, jugendlichen Menschen mit leicht gelocktem, blondem Haar. Als Ben Crenshaw, der Sieger des Jahres 1984, seinem Nachfolger Bernhard Langer sein erstes grünes Jackett umhängt, bemerkt ein amerikanischer Fernsehreporter trocken, der Deutsche sehe mit seiner knallroten Hose und dem gleichfarbigen Hemd und der grünen Jacke aus wie ein Weihnachtsbaum. Fest steht, der junge Langer, den viele Kritiker im Laufe seiner langen Karriere als langweilig bezeichnen werden, sieht an diesem Sonntag des Jahres 1985 fast ein wenig draufgängerisch aus. Mit dem Triumph beim Masters macht er Golf in Deutschland erstmals populär und zieht endlich gleich mit seinem ewigen Konkurrenten Severiano Ballesteros, der mit seinen Masters-Siegen 1980 und 1983 den Anfangspunkt für eine Erfolgsserie der Europäer gesetzt hat.

22 Jahre später haben sich die Vorzeichen verdreht. Aus dem emotionsgeladenen Ballesteros, dem Spanier, der Europas Spieler inspirierte, ist ein alter Mann geworden, der nach zwei Runden mit 22 Schlägen über Par auf dem letzten Platz landet und Gefahr läuft, sich bei diesem ersten Major des Jahres lächerlich zu machen. Am Montag feiert er seinen 50. Geburtstag, so wie Bernhard Langer am 27. August – und doch trennen die Konkurrenten von einst längst Welten.

Bernhard Langer ist bei seinem 25. Start beim US Masters noch immer wettbewerbsfähig. Mit drei Top-15-Platzierungen und als 61. der US-Geldrangliste ist er in diese Turnierwoche gestartet. Langer wirkt topfit, wie immer. Doch hier in Augusta spielt er ein wenig die Rolle des letzten Mohikaners. Von den großen fünf, die Europas Golfsport weltweit berühmt gemacht haben, ist allein Langer ein Spieler geblieben, der kontinuierlich bei Turnieren mit guten Ergebnissen überzeugt. Nick Faldo ist in Augusta in die Box der Fernsehkommentatoren gewechselt, Ian Woosnam hat zurückgezogen, Severiano Ballesteros gehört längst zum historischen Beiprogramm. Allein Sandy Lyle hält sich mit acht über Par nach zwei Runden in Augusta noch ordentlich.

Für Langer ist dieses Major noch immer ernsthafter Sport, eine echte Herausforderung, ein Turnier, das er gewinnen will. Gleichzeitig geht ihm von Loch zu Loch der Spaß an der ganzen Sache verloren. „Das hier ist einfach nicht mehr der Golfplatz, den wir noch vor fünf Jahren gespielt haben“, beklagt er zum wiederholten Male die enormen Umbauten und Verlängerungen in den vergangenen Jahren. „Ich schlage hier fast nur lange Eisen und Hölzer ins Grün“, sagt er genervt. Auf den betonharten, trockenen Grüns lässt sich der Ball nicht halten. Der Blick auf die ewiglangen Drives der jugendlichen Mitstreiter im Feld hebt Langers Laune nicht. „Die schlagen den Drive einfach 40 Meter weiter als ich.“ Dass er nach zwei Runden mit elf über Par am Cut scheitert, überrascht ihn selbst am allerwenigsten. Schon nach der ersten Runde hatte er begriffen, dass angesichts der Länge des Platzes schon das Überstehen des Cuts ein Erfolg sein würde.

Der Deutsche selbst ist reif für etwas Abwechslung. „An meinem 50. Geburtstag sitze ich im Flugzeug nach Pebble Beach.“ Dort wird er sein erstes Turnier auf der Champions Tour der Senioren bestreiten. „Da geht es einfach lockerer zu, und da spielen einfach all die Leute in meinem Alter, die ich kenne“, sagt Langer, der sich bereits auf seinen nächsten Karriereabschnitt freut. Was der 49-Jährige nicht sagt, seine zukünftigen Konkurrenten aber ahnen: Langer ist der Kandidat schlechthin für Siege in Serie. Wer auf der regulären US PGA Tour zu den Top 100 zählt, ist bei den Senioren allemal Top Ten. „Turniere zu gewinnen, macht einfach mehr Spaß“, sagt Langer dazu und lacht.

Das Turnier live im Internet:

www.europeantour.com

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