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Sport: Der Mann, der in die Kälte geht

Bei minus zwanzig Grad startet Ronny Ackermann in die Saison der Nordischen Kombinierer

Die Weltcupsaison hat noch nicht einmal richtig begonnen, aber Ronny Ackermann steckt schon im tiefsten Winter. Mit der Nationalmannschaft ist der Weltmeister der Nordischen Kombinierer ins finnische Kuusamo gereist. Fast minus zwanzig Grad sind es dort, und wegen widriger Windbedingungen sind die Kombinierer für ein paar Tage auf die Kleinschanze nach Rovaniemi ausgewichen. Am Donnerstag wollen sie wieder zurück sein in Kuusamo, wo Ronny Ackermann am Wochenende auf einen guten Start in den Weltcup hofft.

Genügend Selbstbewusstsein haben er und die deutsche Mannschaft, denn was auch immer als Wettkampf in der vergangenen Saison anstand: Die Deutschen gewannen. Weltmeister: Ronny Ackermann. Sieger in Gesamt- und Sprintweltcup: Ronny Ackermann. Erster im Nationenweltcup: Deutschland. Auch Ackermanns Motivation scheint zu stimmen: „Es gibt weder eine Weltmeisterschaft noch Olympische Spiele in diesem Jahr. Deshalb kommt es auf den Gesamtweltcup an, den ich zum dritten Mal in Folge gewinnen könnte.“

Bundestrainer Hermann Weinbuch drückt sich etwas forscher aus: „Ich kann die Ziele eigentlich nicht zurückschrauben. Wir wollen wieder alles abräumen.” Kurz vor dem Auftakt musste er jedoch erkennen, dass viel Unvorhergesehenes passieren kann. Im Trainingslager in St. Moritz stürzte Ackermann beim Springen. „Am Anfang sah es wirklich schlimm aus, ich hatte aber Glück im Unglück. Es gab keine größeren Brüche, nur extreme Schwellungen und Prellungen“, berichtet der Oberhofer. Im Moment untersuchen Ärzte, ob er an einer verschleppten Virusinfektion leidet. „Das bereitet mir noch ein bisschen Unwohlsein. Laut Weinbuch ist der 26-jährige Vorzeigeathlet jedoch schon in sehr guter Form, selbst wenn durch die Infektion noch etwas die Ausdauer fehlt.

Das zeigte sich am vergangenen Wochenende bei einem Testwettkampf in Kuusamo, an dem die besten Nationen in der Nordischen Kombination teilnahmen. Ackermann gewann vor dem Finnen Hannu Manninen und dem Japaner Daito Takahashi. Beim Langlauf aber zeigte er noch kleine Schwächen. „Ronny hat in der Loipe 1:20 Minuten auf Manninen verloren. Aber er ist ein absoluter Profi und kann am Wochenende schon um die Siege mitkämpfen“, sagt Trainer Weinbuch.

Die Konkurrenz in der eigenen Mannschaft dürfte für Ackermann schon Motivation genug sein. Der Erfolgshunger von Youngster Björn Kircheisen zum Beispiel wird kaum gestillt sein. Bei der letzten Junioren-Weltmeisterschaft in Schweden sammelte er einen ersten Platz nach dem anderen. Dass Kircheisen nicht nur bei den Junioren mithalten kann, bewies der 20 Jahre alte Sportsoldat schon 2002. In Trondheim ließ er in der Loipe niemanden an sich vorbei und gewann drei Weltcups nacheinander. In einem starken deutschen Team gibt auch Georg Hettich, Sechster im Gesamtweltcup der vergangenen Saison, Anlass zu großen Hoffnungen.

Bis zum Sonntag testen Ackermann und seine Kollegen noch Ski und gewöhnen sich an die neuen Sprunganzüge. Denn der Internationale Skiverband schreibt nun vor, dass die Anzüge eng am Körper anliegen und aus einheitlichem Material sein müssen. „Die weiten Anzüge haben einen zusätzlichen Tragflächeneffekt hervorgerufen. Da der nun wegfällt, werden Anlauf-, Flug- und Landegeschwindigkeit wieder erhöht, um vergleichbare Werte erzielen zu können“, erklärt Ackermann. Ihm selbst sei die Regelung gar nicht so recht: „Das hat eine enorme Umstellung im Training erfordert, gerade für mich mit meiner aggressiven Technik. Insgesamt hätte ich es lieber gehabt, wenn alles beim Alten geblieben wäre.“

Einige Experten glauben, dass die Regeländerung zu geringeren Weitenunterschieden und somit zu mehr Spannung führen werden. Dem kann sich Bundestrainer Weinbuch nicht anschließen: „Die wechselnden Windbedingungen werden wieder eine größere Rolle spielen.“ Ackermann glaubt jedoch an mehr Spannung: „Im Training war auffällig, dass es die extremen Weitenunterschiede nicht mehr gab.“ Etwas mehr Spannung wird dem Weltmeister aber sicher nichts ausmachen.

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