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Sport: Der Mittelstürmer

Peter Rauen soll den Sportausschuss des Bundestags leiten

Berlin. Auf dem Platz war Peter Rauen immer ein Kämpfer. Wenn der wuchtige Mittelstürmer dem Fußball hinterherjagte, kannte er wenig Gnade mit den Mitspielern und mit sich selbst. Einmal, so erzählen alte Freunde, bei einem Turnier in Finnland, ist Rauen mit dem Gesicht über den Kunstrasen geschlittert und hat sich seine Haut fürchterlich zerkratzt. Für Wochen war er gezeichnet vom eigenen Willen zum Sieg. Dabei war Rauen damals, Anfang der Neunzigerjahre, schon gar nicht mehr Oberliga-Spieler, sondern Politiker. Der CDU-Mann aus Salmrohr stand im Angriff der Mannschaft des Deutschen Bundestages. Kurze Zeit später beendete er seine sportliche Karriere. In 119 Einsätzen für die Kicker des Parlaments hatte er 97 Tore erzielt. Die meisten mit dem Kopf.

Peter Rauen war sein Leben lang ein Sportfan. Drei Jahrzehnte lang stand er seinem Heimatverein vor, dem FSV Salmrohr, danach war er zwei Jahre lang Präsident von Eintracht Trier. Am heutigen Mittwoch soll Rauen nun für ein neues Amt nominiert werden: den Vorsitz des Sportausschusses des Deutschen Bundestages. Nach Informationen des Tagesspiegel wird er am heutigen Mittwoch in der Unionsfraktion für dieses wichtige sportpolitische Amt vorgeschlagen, seine Wahl gilt als sicher. „Rauen ist unser neuer Favorit für den Sport", hieß es am Dienstagmorgen aus Unionskreisen. Am Nachmittag bestätigte Rauen dem Tagesspiegel: „Ja, ich will das machen." Eigentlich hatten sich bei der Union ganz andere Hoffnungen auf den Posten gemacht. Doch Christoph Bergner, Präsident des Sportvereins Halle und einstiger Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, konnte sich ebenso wenig durchsetzen wie der ehemalige Turn-Weltmeister Eberhard Gienger oder der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Bernd Heynemann. Die drei prominenten Neulinge im Bundestag hatten gegen den öffentlich bisher wenig bekannten Rauen keine Chance. Denn der 57-Jährige kennt sich aus in der Politik. Seit 15 Jahren sitzt er im Parlament, zwei Jahre lang war er sogar Fraktionsvize der Union. Rauen setzte sich mit Kraft und Routine durch – wie auf dem Fußballplatz.

Trotzdem: In der Sportpolitik ist Rauen eher ein Quereinsteiger. Der Bauunternehmer und Wirtschaftsexperte wollte eigentlich Chef des Haushaltsausschusses werden, doch um diesen Politikbereich soll sich vorrangig der in die Unionsführung zurückgeholte Friedrich Merz kümmern. Also stieg Rauen auf den Sport um. „Ich bin froh, dass ich nicht die finanziellen Mängel verwalten muss, sondern im Sport etwas gestalten kann", sagt Rauen jetzt. Auch Klaus Riegert, der sportpolitische Sprecher der Union, ist zufrieden. „Das ist eine gute und nachvollziehbare Wahl", sagte er auf Anfrage. Der politische Einfluss von Riegert, der die Opposition im Sportausschuss auch in den nächsten vier Jahren anführen möchte, bleibt unangetastet. Ähnlich ergeht es seinen Kollegen in den Regierungsfraktionen: Die alten Sport-Sprecher der Koalition, Dagmar Freitag für die SPD und Winfried Hermann für die Grünen, werden dem Vernehmen nach weitermachen. Allerdings hatte sich Freitag auch Hoffnungen auf den Vorsitz des Sportausschusses gemacht. Der SPD war aber der Chefsessel in anderen Gremien des Bundestages wichtiger – die Union griff kurzerhand zu. Und Rauen machte das Rennen.

Für Peter Rauen und seine Partei könnte sich die Nominierung als kleiner Glücksfall erweisen. Denn der Sportausschuss hat sich in den vergangenen vier Jahren von einem Debattierklub mit wenig Ansehen zu einem Gremium mit politischem Einfluss entwickelt. In der kommenden Legislaturperiode wollen die Parlamentarier über ein Anti-Doping-Gesetz beraten und die Gesundheitsreform mitgestalten. Auch sollen im Breiten- und Schulsport, die eigentlich Ländersache sind, neue Standards diskutiert werden. Und dann steht ein Ereignis an, das auch den Sportfan Rauen begeistert. „Die Fußball-WM 2006 in Deutschland wird ein großes Ereignis", sagt der ehemalige Mittelstürmer, „da gibt es auch für die Politik viel zu tun."

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