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Sport: Der Mythos trainiert

Für Wassilew ist es eine Herzensangelegenheit, wieder bei Union zu arbeiten

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Ohne höfliche Einstiegsfloskeln steuerte das Gespräch direkt auf die wenig erbaulichen Realitäten zu. Noch ehe Georgi Wassilew seine eigenen Vorstellungen darlegen konnte, hatte ihn Präsident Dirk Zingler auf die Grundlage für alle weiteren Verhandlungen hingewiesen. „Die ersten Worte von Herrn Zingler waren: Das ist nicht mehr die alte Zeit“, erinnert sich Wassilew. Damit wusste der Bulgare Bescheid. Wenn er zum zweiten Mal nach seiner Entlassung Mitte Oktober 2002 das Traineramt beim Fußball-Oberligisten 1. FC Union übernehmen wolle, dann würde er finanziell Abstriche machen müssen. Ein Hinderungsgrund war das allerdings nicht. Gestern stellte Union Georgi Wassilew als neuen Trainer vor, ausgestattet mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2008.

Als Kotrainer steht ihm Klaus-Dieter Helbig zur Seite. Wassilew als Trainer in der vierten Liga – das klingt gewöhnungsbedürftig. Sicher, der Bulgare war zuletzt ein Jahr lang arbeitslos. Aber davor hat er mit Levski Sofia noch im Europapokal gespielt. Und nun also Union: vierte Liga, Torgelow statt AS Monaco, Eberswalde statt PSV Eindhoven. „Hätte mir ein anderer Klub aus der Oberliga ein Angebot gemacht, hätte ich abgesagt“, sagt Wassilew, „aber Union – das ist für mich eine Herzenssache.“

So wie schon bei seinem ersten Engagement in Köpenick entschuldigt sich Wassilew auch heute noch dafür, dass sein Deutsch „nicht so präzise ist“, wie er sich ausdrückt. Ein Problem stellt das für ihn nicht dar. „Als ich das erste Mal hier war, habe ich dreieinhalb Jahre mit den Spielern gearbeitet. Da hat keiner gesagt, er verstehe mich nicht. Nur ganz am Ende war da einer, der mich nicht verstanden hat“, sagt Wassilew. Ein Seitenhieb auf Heiner Bertram, den früheren Präsidenten. Der hat ihn damals entlassen. Unter anderem störten Bertram Wassilews mangelhafte Deutschkenntnisse. Die weiteren Vorwürfe damals: Er könne nicht mit jungen Leuten arbeiten, baue zu sehr auf Bulgaren, rede zu wenig mit Spielern und so weiter. „Die Erfolge Wassilews sprechen für sich“, hält der jetzige Präsident Zingler dagegen. Mit der Verpflichtung des 59-Jährigen sei, so Zingler, „ein kleiner Mythos“ in die Alte Försterei zurückgekehrt. Und es wird ein neues Arbeitsklima geben. Zingler: „Mancher Spieler bei uns wird sich noch wundern, wie viel man trainieren kann.“

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