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Sport: Der nächste Anlauf

Nach seiner Gala gegen Leverkusen will Stuttgarts Mario Gomez endlich auch im Nationalteam glänzen

Vielleicht kann man nach dem 4:2 des VfB Stuttgart bei Bayer Leverkusen nun verstehen, warum sich das Gerücht hartnäckig hält, dass Uli Hoeneß nie an Mario Gomez gezweifelt hat und ihn immer noch nach München holen will – und es am Ende auch so kommt. Wenn es einen in der Bundesliga gibt, der für die Berufsbezeichnung „Stürmer“ steht, dann der 23 Jahre alte Oberschwabe Gomez.

Gegen Leverkusen zeigte er all seine Vorzüge in einem Spiel: Er ist da, wenn es drauf ankommt, kann selbst mit dem Ball am Fuß spurten wie ein Sprinter, kann mal einen allzu lästigen Gegenspieler zur Seite schubsen und hat den berühmten Zug zum Tor. Wer 18 Tore in 26 Pflichtspielen schießt, darf sich dann auch Tormaschine rufen lassen, obwohl das klingt als sei er aus Metall. Dass der junge Mann mit den spanischen Wurzeln, sein Vater stammt aus Andalusien, aus Fleisch und Blut ist, bewies er bei der Europameisterschaft 2008. Nicht viel lief zusammen bei ihm, um nicht zu sagen gar nichts. Kein Mensch hat Gomez danach abgenommen, dass er sich nicht selbst über die Auftritte im Nationalteam geärgert hat.

Einen „kleinen Durchhänger“ nannte das Hans-Dieter Flick, der Assistent des Bundestrainers Joachim Löw. Seinen Vorgesetzten will er nun auf den neuesten Stand bringen. Was nicht mehr bedeutet, als dass er ihm sagt, wie wichtig und eiskalt Gomez für die Stuttgarter in Leverkusen war. In Stuttgart wissen sie das schon lange. Deshalb hatte VfB-Manager Horst Heldt vor Monaten gar das Angebot 25 Millionen plus X aus München abgelehnt. Am Neckar aber rechnet man fest mit neuen Offerten. Den Charaktertest aus Sicht der Bayern hat Gomez schon vor Jahren bestanden. Er lehnte ein 20-Millionen-Angebot von Juventus Turin ab. Er fühlte sich zu jung. Zusammen mit seinem Manager Uli Ferber, dem Ehemann der Schlagersängerin Andrea Berg, entschloss sich der am Fuße der schwäbischen Alb geborene Profi, seinen Karriereplan zu modifizieren. Nicht mehr das europäische Ausland sollte die erste Anlaufstelle sein, sondern das angrenzende bayrische Ausland.

Ob Gomez auf ein weiteres Zeichen aus München wartet oder sowieso schon alles geregelt ist, weiß keiner genau. Es wird vermutet und immer wieder dementiert. Gomez wird das zumindest derzeit ziemlich egal sein, in Stuttgart wird er in Krisenzeiten als Retter gefeiert und im Nationalteam hat er noch etwas gut zu machen. Dem „Traumstart“ (so werden seine ersten Schritte auf seiner Homepage genannt) in der DFB-Auswahl folgte schließlich die Ernüchterung bei der EM.

Düsseldorf scheint ein gutes Pflaster für den neuen Anlauf im Nationalteam. Am 7. Februar 2007 schoss er dort im ersten Spiel gleich sein erstes Tor im Nationalteam beim 3:1 im Freundschaftsspiel gegen die Schweiz. Am Samstag schlug er an selber Stelle gleich zweimal zu, weil die Leverkusener im Zuge des Umbaus der Bayarena auf das Stadion in der benachbarten Landeshauptstadt auswichen. Am Mittwoch nun steht in Düsseldorf das Länderspiel gegen Norwegen an. „Wir hoffen, dass er bei uns da weiter macht, wo er beim VfB aufgehört hat“, sagte Flick. Das riecht nach einer neuen Chance. Vielleicht ist Gomez ja dann bei der WM 2010 soweit, den Druck eines großen Turniers auszuhalten. „Es geht darum, über längere Zeit konstante Leistung zu bringen“, sagt Gomez. Dass er das schaffen kann, glaubt übrigens nicht nur Uli Hoeneß.

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