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Sport: Der Nächste, bitte

Real Madrid wählt seinen Präsidenten Martin ab

Offensichtlicher können die Unterschiede im spanischen Fußball nicht mehr werden: Während am Mittwochabend ganz Barcelona den Einzug ins Finale der Champions League feierte, gab beim großen Rivalen Real Madrid der Präsident seinen Rücktritt bekannt. Der 58 Jahre alte Bauunternehmer Fernando Martin musste nach einer haushoch verlorenen Vertrauensabstimmung (1:15) zurücktreten. Mit nur 57 Tagen Amtszeit geht Martin als kurzlebigster Präsident in die Vereinsgeschichte ein.

Die Palastrevolte bei Real zeigt trefflich die tiefe Krise, in der der erfolgreichste Verein der Welt steckt. Seit drei Jahren ist Real Madrid titellos, so lange wie seit 53 Jahren nicht mehr. In der spanischen Liga belegt der Verein derzeit den dritten Platz, zehn Punkte hinter Tabellenführer FC Barcelona. Und aus der Champions League schied der neunmalige Europacupsieger bereits im Achtelfinale gegen den FC Arsenal aus.

Als seien die sportlichen Probleme nicht genug, kämpft der Klub nun auch noch mit einem Machtvakuum im Innern. Martins Nachfolger, der 83-jährige Luis Gomez Montejano, wird Real Madrid als Interimspräsident nur bis zu den Neuwahlen im Juli leiten. Der aussichtsreichste Kandidat dabei ist der frühere Rallye-Weltmeister Carlos Sainz.

Die Abwahl Fernando Martins kam letztlich nicht überraschend. Von seinem autoritären Vorgänger Florentino Perez Ende Februar ins Amt gehievt, hatte sich Martin stets geweigert, sich freiwillig Neuwahlen zu stellen. Die Basis schenkte ihm deshalb nur wenig Vertrauen. Den Rest Glaubwürdigkeit verspielte Martin durch Unbedachtsamkeit. Mit seinem Auftritt nach dem peinlichen 1:1 gegen den Abstiegskandidaten San Sebastian machte sich der Präsident zur Witzfigur der Sportpresse. Erst verhängte er wutschnaubend eine Urlaubssperre, nur um am nächsten Tag einzuknicken und den teuren Superstars noch einen halben Tag zusätzliche Freizeit zu verordnen.

Schwerer als dieser Wankelmut wog jedoch Martins nicht eingehaltenes Versprechen, innerhalb von 40 Tagen einen neuen Trainer ausfindig zu machen. Statt einen Nachfolger für Interimscoach Juan Ramon Lopez Caro zu präsentieren, konnte Martin nur ein paar Namen „von Trainern, mit denen ich gesprochen habe“, ins Spiel werfen. Doch weder sein Favorit Carlo Ancelotti vom AC Mailand noch einer der sechs anderen Kandidaten konnte oder wollte eine feste Zusage geben.

Der erneute Wechsel an der Führung des Vereins scheint auch die Mannschaft nachdenklich zu stimmen. „So viele Wechsel können nicht gut sein“, sagte Torwart Iker Casillas gestern, „wir tragen insofern Schuld, als dass wir uns nicht genug angestrengt haben. Aber wenn ich einen Torschuss nicht halten kann, werfe ich deswegen keinen Präsidenten raus.“

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