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Sport: Der nächste letzte Job

Hans Meyer wird Trainer beim 1. FC Nürnberg

Berlin - Hertha BSC hat einen wertvollen Mitarbeiter verloren. „Es hat sich schon vor einigen Wochen in einem Gespräch mit Hans Meyer angedeutet, dass ihn die Aufgabe als Scout bei uns nicht ausfüllt“, sagt Manager Dieter Hoeneß. „Und in so einer Situation wollten wir Nürnberg natürlich helfen.“ Der Vertrag zwischen Hertha und dem ehemaligen Cheftrainer Meyer wird aufgelöst, der 63-Jährige übernimmt jetzt den Trainerposten beim Tabellenletzten 1. FC Nürnberg.

„Er bringt die Ruhe, die Souveränität, die Gelassenheit mit, und er hat einen Humor, der einzigartig ist“, sagte Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader gestern bei der offiziellen Vorstellung von Meyer. Das sind – neben Meyers fachlicher Qualifikation – kurz zusammengefasst die Qualitäten, mit denen der Trainer in der Rückrunde der Saison 2003/04 Hertha BSC vor dem Abstieg bewahrt hat, damals arbeitete Martin Bader noch im Management von Hertha.

Danach wollte Meyer, der eine Station zuvor Borussia Mönchengladbach zurück in die Erste Liga geführt hatte, nicht weiter in der Bundesliga arbeiten und lehnte eine Vertragsverlängerung in Berlin ab. Schließlich hatte Meyer seiner Frau schon vor dem Job in Berlin versprochen, keine neue Arbeit als Cheftrainer mehr anzunehmen.

Daraus hat der lustige Herr Meyer inzwischen einen Running Gag gemacht. „Ihr könnt jetzt ruhig schreiben, dass ich geldgeil bin oder mich meine Frau aus dem Garten gejagt hat“, sagte Meyer gestern und spielte damit auf eine Mär an, nach der er sich angeblich seit Jahren aufs Rosenzüchten konzentrieren möchte. Er habe aber „ein nackiges Haus ohne Fliesen und Teppiche“. Da traf es sich gut, dass ihm der Club-Präsident und Teppichgroßhändler Michael Roth zum Einstand einen Perserteppich überreichte. Falls den Nürnbergern der Klassenerhalt gelingt, soll Meyer ein noch größeres Exemplar erhalten. Schwierig genug ist diese Aufgabe, das weiß auch der ernste Herr Meyer: „Ich garantiere nichts. Wir befinden uns in einer beschissenen Situation.“

In den vergangenen Tagen hatte der Club unter anderem mit Lothar Matthäus und Peter Neururer verhandelt, die aber schließlich absagten. Meyer, der schon als 29-Jähriger Cheftrainer in der damaligen DDR-Oberliga beim FC Carl Zeiss Jena wurde und gestern Nachmittag zum ersten Mal das Training in Nürnberg leitete, möchte sich zunächst mit seinem vor einer Woche entlassenen Vorgänger Wolfgang Wolf austauschen, der in den vergangenen zweieinhalb Jahren „richtig gute Arbeit“ in Nürnberg geleistet habe. Und Wolf lobte seinen Nachfolger: „Wenn einer dem Club jetzt helfen kann, dann er“, sagte er.

Wie damals in Berlin soll Meyer zunächst für einen Stimmungsumschwung sorgen. Die Nürnberger haben erst ein Spiel in dieser Saison gewonnen, der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt bereits vier Punkte. Falls es Meyer gelingt, der Stadt und dem Verein „das Jammertal Abstieg“ zu ersparen, weiß seine Frau bereits, was auf sie zukommt: Im Erfolgsfall verlängert sich der Vertrag um ein Jahr. Tsp/dpa

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