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Sport: Der Pflichtsieger

Warum der neue Meister Adler Mannheim das deutsche Eishockey für lange Zeit dominieren kann

Berlin - 31 Sekunden waren in der SAP-Arena noch zu spielen. Die Adler führten im dritten Finalspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers 5:2. Der dritte Seriensieg der Mannheimer war besiegelt, sie waren neuer Deutscher Eishockeymeister. Aber etwas fehlte noch. Der Großteil der 13 600 Zuschauer forderte die Einwechslung von Robert Müller, als Geste. Bei dem Torwart war im November ein Gehirntumor entfernt worden. Trotz Chemotherapie ging Müller weiter dem Beruf nach – nun als Ersatztorhüter. Kein Spiel hatte er in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in dieser Saison gemacht – bis zu den letzten 31 Sekunden einer Saison, die mit den Adlern am Dienstag einen verdienten Nachfolger für die Eisbären Berlin als Meister fand.

„Das war ein ganz besonderer Moment für mich“, sagte Müller. Als Trainer Greg Poss Müller aufs Eis schickte, hatten die Adler die Finalserie schon nach Belieben bestimmt. Schon in der Hauptrunde war den Badenern nicht beizukommen, allein daher war ihr erster Titel seit dem Jahr 2001 Pflicht. Nach der enttäuschenden Vorsaison, als die Adler im ersten Jahr in der neuen Arena die Play-offs verpassten, musste etwas passieren. Torwart Müller murmelte Dienstag etwas von einer „klug zusammengekauften Mannschaft“ und traf damit den Kern für den Triumph von Mannheim, der vor allem durch die Millionen von Gesellschafter Dietmar Hopp möglich wurde. Seit Jahren haben sich die Badener in der Nachwuchsförderung engagiert, neben der Arena sogar zwei Trainingseishallen gebaut. Seit langem sammeln die Jungadler in den verschiedenen Altersklassen die Titel – doch in der DEL hatte ihnen das nicht geholfen. Ehemalige Mannheimer Talente spielen längst in anderen Klubs, bei den blendend besetzten Adlern mussten diese Saison sogar Nationalspieler auf die Tribüne – weil im DEL-Team nicht auf Perspektive, sondern auf Erfolg gespielt wird. Experimente könne man sich nicht leisten, sagt Klubsprecher Matthias Fries. „Wir haben eine Arena zu füllen.“ Das haben die Adler oft geschafft: 18 von 33 Heimspielen waren ausverkauft, 423 000 Zuschauer kamen in die Arena. Und sie sahen schnelles, attraktives Eishockey. Mannheim kann es sich leisten und wird es sich weiter leisten, was bei der Konkurrenz nicht nur auf Beifall stößt. Vor der Saison schnappten die Adler den Scorpions Starangreifer Nathan Robinson weg, dabei war der Kanadier sich schon mit Hannover einig. Doch Mannheim legte drauf. „Wir können gute Spieler finanziell dazu bewegen, zu uns zu kommen und bei uns zu bleiben“, sagt Trainer Poss.

Für den US-Amerikaner war der Titelgewinn auch ein Imagegewinn. Als Trainer von Nürnberg hatte er nie die erste Play-off-Runde überstanden, als Nationalcoach stieg er mit Deutschland bei der A-WM in Österreich im Jahr 2004 ab. In Mannheim konnte Poss seine Ideen nun durchsetzen. Sofort nach Ende der vergangenen Saison begann er mit einem Teil seiner Spieler die Saisonvorbereitung. „Wir waren verdammt lang zusammen“, stellt Stürmer Christoph Ullmann fest. „Wir sind uns schon mal auf die Nerven gegangen. Aber es hat sich ja gelohnt.“ Denn es wurde mit dem sechsten Meistertitel für Mannheim belohnt – zu Recht. Die Pflichtverteidigung kommt dann nächste Saison.

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