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Sport: Der Plan: Wiederaufstieg

Freiburg verteidigt seinen Trainer Volker Finke

Am Sonntag um die Mittagszeit platzte in Freiburg der nächste Traum. Die A-Junioren verpassten in einem dramatischen Spiel gegen Schalke 04 im Elfmeterschießen den Einzug ins Pokalfinale. „Irgendwie soll es nicht sein“, murmelte Klubmanager Andreas Bornemann, ehe er sich auf den Weg nach Stuttgart machte, um dort im Fernsehstudio zu erklären, wie es weitergehen soll beim SC Freiburg. Seit Samstag, seit der 1. FC Nürnberg im letzten Augenblick die schon sicher geglaubten Punkte aus dem Badenova-Stadion abjagte, haben die Freiburger bei ihren bisher zweigleisigen Planung fast schon Gewissheit, wohin die Reise geht.

Der Rückstand ist jedenfalls so aussichtslos groß, dass niemand mehr große Durchhalteparolen versucht. Vernünftigen Fußball wollen sie in den verbleibenden Spielen auf den Platz bringen, so wie gegen die Nürnberger nach der Pause. „Das Ergebnis ist eine Riesenenttäuschung“, sagte Trainer Volker Finke, „aber ich hoffe, dass die Zuschauer sagen: Das sind die Freiburger, wie wir sie sehen wollen.“ Was diese Zuschauer nicht sehen wollen: Dass sich Finkes Mannschaft – wie schon gegen Mainz in der 92. Minute und gegen Bielefeld in der 86. Minute – zum dritten Mal von einem Aufsteiger düpieren lässt.

Bei allem Entsetzen über Marek Mintals Doublette in der 85. und 90. Minute erhielt die „Finke raus“-Fraktion im Stadion wenig Vorschub. Der Trainer kämpft in diesen Tagen vehement gegen das Bild vom Ein-Mann-Machtbetrieb an, „weil es den Leuten nicht gerecht wird, weil es eine Unverschämtheit gegenüber denjenigen ist, die hier die Arbeit machen“. Manager Bornemann nervt, „dass so getan wird, als ob es einen Cheftrainer, einen Präsidenten und dazu ein paar willenlose Handlager gibt“. Natürlich sei der Trainer an der Entwicklung dieses Vereins maßgeblich beteiligt, „und weil wichtige Entscheidungen bei uns intensiv diskutiert werden, sitzt er mit am Tisch. Das hat dem SC Freiburg, glaube ich, wenig geschadet“.

Um die Schieflage zu korrigieren, wird die Vereinsführung samt Manager gefordert sein. Seit Weihnachten werden jedenfalls mit Finke und mit dem in Freiburg verankerten Blick auf die Zweite Liga die sportlichen Vorkehrungen getroffen. Verträge von 17 Spielern, mit denen der Verein weiter arbeiten will, besitzen auch im Abstiegsfall ihre Gültigkeit zu Zweitliga-Konditionen. Offen scheint lediglich die Zukunft der Georgier Lewan Tskitischwili und Alexander Iaschwili, der sich gegen Nürnberg wieder von seiner besonders wertvollen Seite präsentierte, sowie die von Zlatan Bajramovic, dem diverse Kontakte zu Erstligisten aus der obereren Tabellenhälfte nachgesagt werden.

Bei einem möglichen dritten Anlauf zurück in die Bundesliga wird der SC Freiburg vermutlich nicht mehr auf den breiten Rückhalt des Stammpublikums bauen können. 16 000 oder 17 000 Dauerkarten wie in den Jahren 1997 und 2002 werden es kaum sein, weil die Leute in einer Mischung aus Müdigkeit und Gewöhnung diesmal abwarten werden, ob das Kunststück des direkten Wiederaufstiegs ein weiteres Mal gelingt.

Christoph Kieslich[Freiburg]

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