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Sport: Der Präsident ist wieder frei 1860 München fällt es schwer, sich von Wildmoser zu lösen

München. „Do host überhaubst koa Lebensqualität“, pflegte Karl-Heinz Wildmoser sein Leid zu klagen.

München. „Do host überhaubst koa Lebensqualität“, pflegte Karl-Heinz Wildmoser sein Leid zu klagen. Der Spruch kam jedes Mal, wenn das allmächtige Oberhaupt seinen Abschied vom Thron des TSV 1860 München angekündigt hatte. Erst vor zwei Wochen hatte Wildmoser gesagt, im Winter werde er nicht mehr Präsident von 1860 sein. Wahrscheinlich hat er Recht, auch wenn die alten Strukturen mit Wildmoser als Alleinherrscher nur langsam bröckeln. Als gestern die Nachricht von der Haftentlassung von Wildmoser senior die Runde machte, versicherte Sportdirektor Dirk Dufner: „Wir freuen uns natürlich unheimlich darüber und werten es als klares Indiz, dass er unschuldig ist.“ So weit mag die Staatsanwaltschaft München I nicht gehen. Deren Leiter Christian Schmidt-Sommerfeld erklärt: „Wir gehen weiter davon aus, dass Herr Wildmoser senior an der Tat beteiligt war.“ Allerdings gebe es Anhaltspunkte, dass seine Beteiligung geringer sei, als zunächst vermutet.

Wildmosers Anwalt Steffen Ufer erklärte, es handle sich bei der Entlassung zunächst um eine Haftverschonung. Sein Mandant erhielt als Auflage, keinen Kontakt mit den Beteiligten aufzunehmen, gegen die in der Schmiergeldaffäre ermittelt wird. Die Kaution beträgt den Angaben zufolge 200 000 Euro. Zuvor hatte Wildmoser in einem ausführlichen Verhör mitgeteilt, dass er von den Aktionen seines Sohnes nichts mitbekommen habe. In seinem ersten Interview nach der Entlassung sagte Wildmoser dem Fernsehsender DSF über seine Haftzeit: „Die Freundlichkeit draußen in Stadelheim war für mich so überwältigend, dass ich am liebsten noch da geblieben wäre.“

Der Sohn des Präsidenten, Karl-Heinz Wildmoser junior, hatte tags zuvor den Erhalt der Schmiergeldzahlungen zugegeben und gleichzeitig behauptet, sein Vater habe nichts davon gewusst. Bei der gestrigen Gesellschafterversammlung der Stadion GmbH wurde Wildmoser junior als Geschäftsführer freigestellt, zudem wurde eine unabhängige Prüfung der Geschäftsvorgänge beschlossen. „In sehr, sehr angenehmer Atmosphäre“ sei das geschehen, sagte Dufner.

Am Montagabend wird der Aufsichtsrat von 1860 München über die Präsidentschaftsfrage verhandeln. Möglicherweise wird schon ein Nachfolger präsentiert. „Wenn sich da jemand anderes findet, dann stört mich das auch nicht“, sagte Wildmoser. Als Favorit auf seine Nachfolge wird Hans Zehetmair gehandelt, ehemaliger Kultus- und Wirtschaftsminister Bayerns. Er ist Aufsichtsratsmitglied bei 1860, genau wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der Zehetmair (CSU) vorschlug und einen Neuanfang forderte.

Von dieser Vorstellung sind viele im Verein noch ein gutes Stück entfernt. Auf die kolportierten Pläne, Wildmoser senior wolle die Mannschaft eventuell zum Auswärtsspiel am Sonntag in Stuttgart begleiten, sagte Dufner: „Er ist der Präsident. Wenn er dahin kommen möchte, ist das sein gutes Recht.“ Er gehe aber eher davon aus, dass Wildmoser sich schonen wolle.

In München wird nun sogar darüber spekuliert, dass – je nachdem, wie das Verfahren ausgeht – Wildmoser senior unter Umständen auch die Konzession als Gastwirt entzogen werden könnte. Der Beschuldigte betreibt auf dem Münchner Oktoberfest eine Hähnchen- und Entenbraterei sowie das Traditionslokal Donisl am Marienplatz. Die Konzession für solche Etablissements ist geknüpft an einen einwandfreien Leumund.

Daniel Pontzen

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