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Sport: Der rote Kaiser von China

Vor der Formel-1-Premiere in Schanghai am Sonntag dreht sich alles um den Weltmeister aus Deutschland

„Der Kaiser ist da“, titelten die Zeitungen politisch ausnahmsweise einmal eher unkorrekt, nachdem der Formel1-Weltmeister am Dienstag in Schanghai angekommen war. Immerhin handelt es sich gewissermaßen um einen roten Kaiser, wie an der Farbe seines Ferrari deutlich zu sehen ist. Schon am Montag hatten zahlreiche Fans den ganzen Tag am Flughafen gewartet, um vielleicht einen Blick auf Schumacher zu werfen. Als der Weltmeister aus Deutschland dann noch nicht erschien, gab es bei ein paar Mädchen bittere Tränen.

Alles dreht sich um Michael Schumacher bei der Formel-1-Premiere in China. Er ist die Zugnummer der Organisatoren, die Großes im Sinn haben. Die Streckenführung des neuen Shanghai International Circuit sagt eigentlich alles: Das Layout entspricht dem chinesischen Schriftzeichen für „Schang“, und das bedeutet „über, top, aufsteigend, an der Spitze, großartig“, je nach Zusammenhang.

Das Überrennen, das Topereignis, der Quantensprung für die Formel 1, der Sprung in ein neues Zeitalter, so sehen es auch die Formel-1-Verantwortlichen, die Hersteller, Teamchefs oder Sponsoren. „Ich denke, der Grand Prix in China wird vielleicht das wichtigste Rennsportereignis überhaupt, sogar in der Geschichte des Rennsports“, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. „Es wird weltweit sehr, sehr große Beachtung finden. Es wird eine echte Premiere, auf die sich alle freuen.“ Haug hat durch das Gastspiel der DTM in den Straßen von Schanghai schon etwas China-Erfahrung, und deshalb ist er überzeugt, dass alles klappen wird: „Ich glaube, die Chinesen sind sehr gut sortiert. Einige werden sich wundern, wie toll es in dem Land ist und wie konzentriert und fokussiert man dort zu Werke geht.“

Eines soll diesmal nicht passieren: Beim DTM-Gastspiel waren zwar alle Tickets ausverkauft und die Tribünen dann doch halbleer. Die Kommunistische Partei hatte einen großen Teil der Eintrittskarten aufgekauft und an verdiente Funktionäre und Parteimitglieder verschenkt, die dann kein Interesse hatten. Diesmal seien die gut 150 000 Tickets in den regulären Verkauf gelangt, beteuern die chinesischen Organisatoren – 30 Prozent in Schanghai, 70 Prozent hauptsächlich in anderen chinesischen Metropolen von Peking bis Hongkong oder im Ausland.

Auch bei europäischen Fans ist das Interesse an dieser Premiere ungewöhnlich groß. Aus England sind mehrere Reiseveranstalter mit bis zu 100 Personen starken Gruppen da, das sind für einen Grand Prix in Übersee sensationelle Zahlen. Und auch die Sponsoren wollen in Schanghai präsenter sein denn je. Doppelt so viele VIP-Pässe wie normal wurden für den Großen Preis von China bei den Formel-1-Organisatoren beantragt. Man sieht die Chance, Verbindungen zu knüpfen und Geschäfte anzukurbeln, richtig große Geschäfte. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen ist überzeugt: „Das ist ein ganz großes Ereignis für China, 1,2 Milliarden Menschen werden zum ersten Mal mit der Formel 1 in Kontakt kommen, die chinesische Industrie ebenfalls. Das eröffnet große Chancen für die Zukunft, für die ganze Formel 1. Für BMW ist China ein wichtiger Zukunftsmarkt, in dem die größten Zuwachsraten derzeit weltweit bestehen.“

Auch Nick Heidfeld ist voller Vorfreude. „Für die Formel 1 ist es verdammt wichtig, in allen Ländern, auf allen Kontinenten präsent zu sein“, sagt der Jordan-Pilot aus Mönchengladbach. „Außerdem fahre ich immer gerne auf neuen Strecken.“ Für die Chinesen ist einer wie Nick Heidfeld freilich noch ein unbeschriebenes Blatt. Die kennen erst einmal nur einen: Michael Schumacher, siebenmaliger Weltmeister.

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