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Sport: Der Schreibtisch-Spieler

Horst Heldt ist neuer Teammanager beim VfB Stuttgart – Vorgänger Herbert Briem wird degradiert

Der neue Horst Heldt trägt nicht mehr Jeans, T-Shirt und Turnschuhe, sondern einen grauen Pullover über weißem Hemd, eine Flanellhose und schwarze Halbschuhe. Er sagt Sätze wie: „Das ist eine Riesenherausforderung.“ Der neue Horst Heldt ist seit gestern Teammanager des VfB Stuttgart. Der alte Horst Heldt, der Spieler, ist seit gestern Vergangenheit. Der 36-Jährige löst Sportdirektor Herbert Briem ab, der nach eineinhalb Jahren wieder in seinen Job als Spielerbeobachter zurückkehrt.

Nicht nur hinter vorgehaltener Hand ist deshalb von einer Zurückstufung Briems die Rede. Erwin Staudt bemüht sich auffällig, diesen Eindruck zu entkräften. „Das hat überhaupt nichts mit einer Degradierung zu tun“, sagt der Vereinspräsident. „Es ist ein Schritt, der durch die zunehmende Spezialisierung in dieser Branche Sinn macht.“ So liegen nach Staudts Ansicht die Stärken von Briem eindeutig in der Spiel- und Spielerbeobachtung. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass Briem in seiner Zeit als Manager nie wirklich einen Draht zu den Spielern und zum Trainer Giovanni Trapattoni gefunden hatte. „Ich gebe einen Aufgabenbereich ab, der mir nicht so gelegen hat“, sagt Briem. Er sei zwar nicht mit dem Wunsch an die Vereinsführung herangetreten, sein Amt niederzulegen, doch er habe schon mit einem solchen Gedanken gespielt.

Horst Heldt ist nun das Bindeglied zwischen Mannschaft und Vereinsführung. Außerdem ist Heldt, der 356 Bundesligaspiele und zwei Länderspiele absolviert hat, für die Personalplanung zuständig. „Dazu ist er intellektuell in der Lage“, sagt Erwin Staudt, dessen Entscheidung bei den Spielern auf großen Zuspruch trifft. „Horst Heldt ist innerhalb der Mannschaft immer ein Wortführer gewesen“, sagt Torhüter Timo Hildebrand. „Ich glaube, dass so einiges begradigt wird, was in der Vorrunde schief gelaufen ist.“ Auch Andreas Hinkel spricht von Heldt als „Respektsperson“. Dennoch weist Giovanni Trapattoni vorsichtshalber auf die veränderte Konstellation hin. „Die Spieler dürfen Horst Heldt nicht mit jenem verwechseln, der er gestern noch war“, sagt der Trainer. „Dennoch ist es wirklich eine sehr gute Entscheidung. Für jemanden von außen wäre es hier wahrscheinlich sehr schwierig geworden.“

Vor dem heutigen Abflug zum Trainingslager nach Dubai hat Horst Heldt schon einmal erste Ziele abgesteckt: „Zunächst werde ich mit jedem Spieler sprechen. Danach werden wir über mögliche Zu- und Abgänge reden.“ Doch bereits gestern war der neue Horst Heldt gefragt. Es galt nämlich Gerüchte zu dementieren, dass Ioannis Masmanidis (Karlsruhe) und Michael Fink (Bielefeld) Kandidaten für den VfB sind. Dass Markus Babbel weiter mit einem Wechsel nach Köln liebäugelt, konnte er allerdings nicht verleugnen. Zu einer Nachricht der Mailänder Zeitung „Il Giornale“, Giovanni Trapattoni wolle den VfB am Ende der Saison in Richtung England verlassen, fiel dem neuen Manager dann allerdings nichts ein. Dafür aber dem Trainer: „So ein Blödsinn.“

Peter Stolterfoht[Stuttgart]

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