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Sport: Der schwere Weg zur Leichtigkeit

Hertha BSC sucht nach einem Viertel der Saison weiter nach der Sicherheit des vergangenen Jahres

Der Mann vom schwedischen Fernsehen machte einen etwas verwirrten Eindruck. Mit der Bitte um Aufklärung wandte er sich schließlich an einen Kollegen aus Deutschland. Ob das Gerücht denn stimme, dass der Trainer von Hertha BSC gefeuert worden sei. Es stimmte natürlich nicht, Falko Götz ist auch weiterhin im Amt, und warum in Schweden unmittelbar nach dem zähen 1:0-Sieg im Uefa- Cup-Spiel gegen Halmstads BK etwas anderes kolportiert wurde, wird vermutlich auf ewig unergründlich bleiben. Manager Dieter Hoeneß hat zwar während der Dienstreise nach Göteborg auf den berlinischen Hang zur Hysterie verwiesen, aber dass ein erfolgreicher Trainer in die Kritik gerät, weil der Mannschaft ästhetische Defizite nachgewiesen werden, ist bisher eher eine Eigenheit der Bayern gewesen.

„Es war kein glanzvoller Sieg“, sagte Hoeneß nach dem 1:0. Aber es war ein Sieg, der den Berlinern nach zwei Niederlagen sehr gelegen kam. Er beruhigt vor dem heutigen Bundesligaspiel gegen Mainz 05 die eigenen Nerven und befriedet das kritische Umfeld. Denn nach dem ersten Viertel der Saison sucht Hertha immer noch nach der Leichtigkeit der vergangenen Saison. Das hat auch die Begegnung in Göteborg gezeigt, die letztlich durch ein Eigentor entschieden wurde.

Zuletzt hat den Berlinern genau das gefehlt, was sie im vergangenen Jahr stark gemacht hat. Ihr Aufschwung resultierte vor allem aus harter gemeinschaftlicher Arbeit. „Wir müssen den Spielern klar machen, mit welchen Qualitäten wir Erfolg hatten“, hat Trainer Falko Götz schon vor dem Spiel in Göteborg gesagt. Die Begegnung war dann trotz ihrer spielerischen Dürftigkeit ein Schritt in die richtige Richtung. „Die Mannschaft ist heute als Team aufgetreten“, sagte Götz. „Wenn wir mit diesen Eigenschaften gegenhalten, ist es schwierig, uns zu schlagen.“

Das war Herthas Hauptcharakterzug in der vergangenen Saison. In dieser Spielzeit aber scheint er der Mannschaft ein wenig abhanden gekommen zu sein. Die Berliner haben nach neun Spieltagen bereits dreimal verloren. Schon zweimal kassierten sie drei Gegentore, insgesamt sind es bisher zwölf. Bemerkenswert ist, dass die Hälfte davon aus Standardsituationen resultierte. „Wir müssen da wieder mehr Konzentration einfordern“, fordert Götz.

In der gesamten Hinrunde der Vorsaison wurde Torhüter Christian Fiedler ganze 15 Mal bezwungen. Die gute Defensive war damals die Basis des Erfolges. Das erklärt die Entschlossenheit, mit der Götz dieses Problemfeld nun beackert. Im Bestreben, die gemeinsamen Abwehrkräfte zu stärken, bot er zuletzt zwei defensive Mittelfeldspieler auf. „Gegen Köln hat das geklappt“, sagt Herthas Trainer, „gegen Bielefeld nicht.“ Pal Dardai, der durch die Systemumstellung in die Mannschaft gerückt ist, sagt: „Mit zwei defensiven Mittelfeldspielern haben wir uns mehr Torchancen erarbeitet.“ Der Hintergedanke ist, dass sich die offensiven Mittelfeldspieler intensiver auf das Spiel nach vorne konzentrieren können, wenn sie zwei Sicherheitskräfte hinter sich wissen. Allerdings scheint sie das zu der irrigen Annahme verleitet zu haben, dass sie für die Abwehrarbeit überhaupt nicht mehr gebraucht werden.

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