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Sport: Der schwere Weg zurück

Benedikt Voigt über das neue Image des Jan Ullrich In der Biographie des Jan Ullrich dürfte der vergangene Dienstagmorgen eine nicht unbedeutende Rolle spielen. An jenem Tag rollte er um 10.

Benedikt Voigt über

das neue Image des Jan Ullrich

In der Biographie des Jan Ullrich dürfte der vergangene Dienstagmorgen eine nicht unbedeutende Rolle spielen. An jenem Tag rollte er um 10.10 Uhr an den Start eines offiziellen Rennens. Was für einen Radrennfahrer nichts besonderes sein sollte, ist für einen Radrennfahrer, der 14 Monate lang kein Rennen fahren durfte, ein herausragendes Ereignis. „Hallo Fans“, schreibt Deutschlands prominentester Radler auf seiner Homepage, „es ist ein herrliches Gefühl, wieder zurück zu sein.“ Jan Ullrich darf wieder im Pulk mit den besten Radfahrern der Welt strampeln. Ist jetzt alles gut?

Mitnichten. Das liegt an der Mannschaft, die er nach seinem Abschied vom Team Telekom für sein Comeback auserkoren hat. Der CoastRennstall des Textilunternehmers Günther Dahms, für den Ullrich in dieser Saison gegen eine fürstliche Entlohnung fahren möchte, hat sich mit seiner Verpflichtung übernommen. Das zeigt die Sperre des gesamten Coast-Teams Anfang März durch den internationalen Radsportverband UCI, nachdem der Rennstall wichtige Bankauszüge nicht eingereicht hatte. Das beweisen die Querelen um Ullrichs Starterlaubnis für die Sarthe-Rundfahrt.

Der 29-Jährige hatte erst im letzten Moment für das Rennen eine Sondergenehmigung erhalten, die ihm am Freitag wieder entzogen werden kann. Bis dahin muss Coast erneut Unterlagen einreichen, die beweisen, dass sich der Rennstall Ullrichs gehobenes Gehalt leisten kann. Der Zweitsponsor Bianchi soll nun das gewagte Unternehmen retten.

Jan Ullrich muss aufpassen, dass sein Image nicht gänzlich beschädigt wird. In den Jahren nach seinem Toursieg 1997 machte er nur durch Übergewicht negative Schlagzeilen. Seit einem Jahr aber häufen sich die Peinlichkeiten. Erst beging er in Freiburg nach einem Unfall unter Alkoholeinfluss Fahrerflucht. Dann nahm er eine Partydroge ein, die ihm eine halbjährige Dopingsperre brachte. Schließlich verabschiedete er sich vom Team Telekom, bei dem er seine großen Erfolge gefeiert hatte. Jan Ullrich hätte sich ein seriöseres Team als Coast suchen können, ein Angebot des Tiscali-Rennstalls seines Freundes Bjarne Riis lag ihm lange Zeit vor. Der besser dotierte Vertrag beim Coast-Team war offensichtlich wichtiger.

„Das Knie hat auch das schnelle Tempo im Finale der ersten Etappe durchgehalten“, meldet Jan Ullrich auf seiner Homepage. Die Zeit muss noch kommen, in der diese Nachricht interessiert.

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