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Sport: Der Shinkansen der Formel 1

Mit Ralf Schumacher, Jarno Trulli und einem neuen Auto will Toyota endlich Erfolge sehen

Die Fahrgäste, die am Samstagmittag in der traditionsreichen „Estacíon de Franca“ in Barcelona aus dem Zug stiegen, wunderten sich schon ein bisschen: Da stand doch auf einem Bahnsteig, inmitten einer Menschen- und Kameratraube, ein merkwürdiges Gefährt, das so gar nicht in diese Umgebung zu passen schien. Ein rot-weißer Formel-1-Renner, der Toyota TF105, der neue Dienstwagen von Ralf Schumacher und seinem italienischen Teamkollegen Jarno Trulli.

Das japanische Team mit Sitz in Köln hatte sich diesen ungewöhnlichen Rahmen für seinen offiziellen Start in die neue Saison ausgesucht, mit dem es zumindest einmal auf der Poleposition steht. Der Toyota ist das erste Auto des Formel-1-Jahrgangs 2005, das der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Alle anderen Teams sind noch nicht so weit. „Wir wollten so früh dran sein, um Zeit zu haben, vor Saisonbeginn beim Testen wirklich ausgiebig an der Zuverlässigkeit des Autos arbeiten zu können“, sagt Toyota-Technik-Chef Mike Gascoyne, der zuletzt Renault aus einem Tief wieder zum Erfolg führte.

Der Engländer ist wie seine Chefs Tsutomo Tomita und John Howett und seine Fahrer überzeugt, dass damit ein großer Schritt nach vorne gelungen ist: „Die Probleme am alten Auto lagen ja vor allem an der Aerodynamik, und da haben wir viel verbessert. Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet, fast neun Monate, die Arbeitsweise des Teams im Windkanal zu verändern, so dass wir jetzt exaktere und zuverlässigere Ergebnisse bekommen. Und das wird sich auszahlen.“ Allerdings werde das Auto, das dann am 6. März beim Saisonbeginn in Melbourne am Start steht, noch einmal anders aussehen. „Gerade was die Entwicklung von Aerodynamikteilen angeht, wird bis dahin noch einiges passieren“, sagt Gascoyne.

Das neue Auto soll regelmäßig in die Punkteränge fahren, „wir erwarten unser mit Abstand bestes Jahr in der Formel-1-Geschichte“, sagt Teamchef Tomita. Von Mitte der Saison an soll es möglichst noch mehr werden, wenn es nach Ralf Schumacher geht: „Ich hoffe, dass dann vielleicht schon mal ein Podestplatz möglich ist. Aber ich bin mit Plänen und Prognosen sehr vorsichtig geworden. Ich hatte in den letzten drei Jahren bei BMW-Williams auch immer solche Pläne und Ziele, und dann ist doch nie etwas daraus geworden.“

32 Nationalitäten arbeiten im Team in Köln-Marsdorf zusammen, doch Ralf Schumacher hat in der Mannschaft eine „fast schon rheinische Mentalität“ ausgemacht. Und doch will Toyota die japanischen Wurzeln nicht vergessen – schließlich sitzen in Fernost die Verantwortlichen, die Jahr für Jahr das Budget von mindestens 300 Millionen Euro genehmigen und die nun nach drei Jahren Formel-1-Engagement auch endlich einmal Erfolge sehen wollen. Als Motorenchef Luca Marmorini bei der Präsentation auf dem Bahnhof in Barcelona gefragt wurde, was für ein Zug der neue Toyota denn nun sein wolle, ein TGV, ein ICE oder ein Maglev, antwortete er: „Natürlich der Shinkansen!“

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