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Sport: Der Sieg des Präsidenten

Silvio Berlusconi sonnt sich im 3:2 von Milan gegen Inter

Mailand. Der Ehrengast hatte zunächst wenig Freude an seiner Wochenendgestaltung. Eine Halbzeit lang sah es im Stadio Meazza so aus, als würde die inoffizielle Feier zu Silvio Berlusconis 18 Jahre währender Präsidentschaft beim AC Milan danebengehen. Am Ende gewann Milan das brisante Derby gegen den Lokalrivalen Inter Mailand glücklich mit 3:2.

Die Spieler von Trainer Alberto Zaccheroni führten zwar nach der ersten Spielhälfte klar mit 2:0 – wenn auch durch zwei Zufallstreffer durch Stankovic und Zanetti. Kurz nach Wiederanpfiff hatte Inter-Stürmer Adriano gar die Chance zum entscheidenden 3:0. Frei vor Torwart Dida vergab der Brasilianer allerdings kläglich. Dies war der Wendepunkt des Spiels. Denn den Rückstand verwandelten Tomasson, Kaka und Seedorf vom Tabellführer Milan in der zweiten Halbzeit noch in einen schmeichelhaften Sieg. Sie stürzten damit den Lokalrivalen in eine tiefe sportliche Krise.

Doch Milan-Präsident Berlusconi stand nach dem Abpfiff so unter dem Eindruck der knapp vermiedenen Niederlage, dass er gnadenlos auf seinen Cheftrainer Carlo Ancelotti schimpfte. „Milan muss im Angriff mit zwei Spitzen spielen. Am Montag werde ich dem Trainer und der Klubführung einen entsprechenden Brief schreiben. Das kann so nicht weitergehen.“ Dies war eine deutliche Warnung an den Cheftrainer, der in der anschließenden Pressekonferenz versuchen musste, die Lage zu beruhigen: „Berlusconi war eben überglücklich. Er hat uns allen später noch Komplimente gemacht.“ Für Inter Mailand, dessen wichtigster Klubeigner Massimo Moratti zuletzt demonstrativ sein Lieblingsspielzeug in die Ecke gestellt und die Verteidiger-Legende Giacinto Facchetti als neuen Präsidenten gekürt hatte, war es ein Schicksalspiel. Durch die Niederlage muss nun Cheftrainer Zaccheroni um seinen Posten bangen. Inters Abstand zum führenden AC Milan beträgt 19 Punkte.

Nach dem Spiel posierte Silvio Berlusconi in aller Öffentlichkeit, wie er es in den vergangenen Wochen selten tun konnte. Sein Image als italienischer Spitzenpolitiker ist inzwischen arg lädiert; nun versucht der Ministerpräsident, als Fußballchef den klugen Macher zu geben. Und tatsächlich: Für einen kurzen Augenblick ließ der Sieg seines Klubs die verbalen Entgleisungen vergessen, die sich der Ministerpräsident in den vergangenen Tagen geleistet hatte. Bei einer Pressekonferenz hatte er zunächst erklärt, dass man sich moralisch autorisiert fühlen könne, Steuern zu hinterziehen, wenn der Spitzensteuersatz 50 Prozent übersteige. Kurz darauf titulierte er all jene Politiker pauschal als „Diebe“, die ein Ferienhaus und ein Segelboot ihr Eigen nennen. Solch einen luxeriösen Lebensstil könne man sich nicht von den Diäten leisten, meinte Berlusconi. Da müsse, so die Schlussfolgerung des Medienmoguls und Klubpräsidenten, Korruption im Spiel sein.

Vincenzo Delle Donne

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