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Sport: Der Sonntagsschuss: Die Macht der Manager

In den letzten Wochen hat der 1. FC Köln die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass es in der komplizierten Welt des Fußballs nicht reicht, als Unternehmen gut aufgestellt zu sein.

In den letzten Wochen hat der 1. FC Köln die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass es in der komplizierten Welt des Fußballs nicht reicht, als Unternehmen gut aufgestellt zu sein. Der Klub macht einen durchaus vorzeigbaren Eindruck, allein schon, wenn man sich seinem Vereinsgelände nähert. Jedes Mal scheint ein neuer Trainingsplatz entstanden und weitere Flutlichtmasten aufgestellt zu sein, hier wird am Geißbockheim gestrichen, dort renoviert. Auch die Kundschaft ist zufrieden, weil der Service von der Kartenbestellung bis zum Internetauftritt prima funktioniert. Geschäftspartner loben professionelles Auftreten eines Klubs, der sich bereit gemacht hat, als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KgaA) zu reüssieren.

Man spürt die Handschrift des ehemaligen Managers Albert Caspers, der immerhin den Automobilkonzern Ford geleitet hat. Einen tüchtigen Geschäftsführer hat er auch, der früher Freizeitparks geführt und das nötige Durchsetzungsvermögen als Offizier bei der Bundeswehr gelernt hat. Diese Erfolgsgeschichte jedoch weiter auszuschmücken dürfte nur Heiterkeit hervorrufen, denn bekanntlich steht Köln am Tabellenende, wird einen Abstieg nur durch Wunder abwenden können und gilt mal wieder als kickender Karnevalsverein.

Deutlicher als durch die Kölner könnte man nicht daran erinnert werden, dass modernistische Zauberworte wie Marketing, Service und Kapitalzufluss im Fußball nur Beiwerk zum eigengesetzlichen Kerngeschäft sind, dass die Herstellung von Siegen vorsieht. Dabei hilft erstaunlicherweise die Erfahrung von 300 Bundesligaspielen mehr als ein Abschluss der Harvard Business School. Die Planungen von Erfolgen auf dem Platz laufen aber beileibe nicht anarchisch. Man muss etwa kurzfristige und langfristige Überlegungen deutlich voneinander scheiden, was nicht so banal ist, wie es sich anhört. Es bedeutet nämlich, dass dafür in der Regel auch unterschiedliches Personal nötig wäre. Die Interessen eines Trainers, der am Samstag und in der Woche drauf erfolgreich sein muss, decken sich nämlich nicht zwangsläufig mit denen eines Klubs, der auch noch weiter funktionieren muss, wenn der Coach seiner Arbeit schon längst anderswo nachgeht.

Zur zentralen Person im Klub wird also, wer eine deutliche Vorstellung davon hat, wohin und auf welche Weise eine Mannschaft langfristig entwickelt werden kann. Nun mag dazu aus ganz unterschiedlichen Gründen Otto Rehhagel lange Jahre in Bremen gewesen und heute noch Volker Finke in Freiburg in der Lage sein, doch inzwischen hat sich erwiesen, dass die meisten Klubs nur so gut funktionieren wie es ihre Sportmanager tun.

Uli Hoeneß, Reiner Calmund oder Rudi Assauer suchen sich längst die Trainer danach aus, von denen sie glauben, dass sie zu den Mannschaften passen. Das degradiert diese keinesfalls zu Marionetten der starken Männer in Schalke, bei Bayern oder in Leverkusen. Im Gegenteil. Einem guten Trainer, wie es Ewald Lienen trotz allem ist, würde die Zusammenarbeit mit einem profilierten Manager helfen. Gute Sportdirektoren schützen einen Coach bei zu groß werdender öffentlicher Kritik und helfen ihnen auch, wenn sie sich in der Arbeit mit der Mannschaft festzurennen drohen.

Doch zumeist wird Trainern immer noch die Möglichkeit eingeräumt, sich ein Team nach ihrem Antlitz schaffen. Dabei kommen allerdings oft genug Fratzen heraus, weil die Neuen nicht selten gänzlich entgegengesetzte Vorstellungen wie ihre Vorgänger haben. Es war von daher nicht verwunderlich, dass Friedhelm Funkel bei Hansa Rostock kaum in die Traditionslinie eines Frank Pagelsdorf und Ewald Lienen passte. Nicht, weil Funkel ein schlechter Coach wäre, sondern weil er wohlorganisierten Defensivfußball verfolgt, der im Gegensatz zu den Vorstellungen seiner Vorgänger steht, an die erst Armin Veh wieder anschließt.

Derlei Konzeptionslücken sind im Profifußball ständig zu beobachten. Offensichtlich haben immer noch viele Vereine kein klares Bild davon, was für ein Fußball bei ihnen gewünscht und welcher mit ihren Mannschaften möglich ist. Das weist zugleich auf eine immer noch unterentwickelte Unternehmenskultur im Kerngeschäft hin. Früher wurde mit Blick auf die häufigen wirtschaftlichen Unregelmäßigkeiten gerne gesagt, dass manche Klubs nicht besser als Würstchenbuden geführt wären. Diese Zeiten sind zumindest in der Ersten Liga vorbei. Was das Sportmanagement betrifft, zieht aber immer noch Frittenduft durch die Räume. Von daher mag Funkel den 1.FC Köln noch vor dem Abstieg retten, doch selbst das wäre erst ein Anfang.

Christoph Biermann

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