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Sport: Der Sponsor macht das Licht aus

Kopenhagen, Madrid, San Antonio: Europas Handball wird durch Finanzprobleme großer Klubs erschüttert.

Berlin - Es kommt nicht so oft vor, dass ein aktueller Welthandballer plötzlich arbeitslos ist. Womöglich wollte Mikkel Hansen die Nachricht deshalb zunächst nicht wahrhaben, die ihn während der Vorrundenphase im olympischen Dorf in London ereilte. Er wisse von nichts, teilte der Däne mit – und er werde seine Zeit auch nicht mit diesem Thema verschwenden. Das Thema war: die Insolvenz seines Vereins, der AG Kopenhagen. Die Presse schreibe nun mal viel, sagte Hansen in die Kameras. Punkt. Aus. Kein weiterer Kommentar.

So schnell war die Geschichte jedoch nicht vom Tisch, im Gegenteil. Wenige Stunden, nachdem die dänische Zeitung „Fyens“ einen entsprechenden Bericht veröffentlicht hatte, bestätigte Jesper Nielsen, der große Geldgeber des Klubs, den Antrag auf ein Insolvenzverfahren. „Die Geschichte der AG Kopenhagen ist vorbei“, sagte der dänische Geschäftsmann, der den Verein in den vergangenen sieben Jahren mit vielen privaten Millionen zu einer festen Größe im europäischen Klub-Handball gemacht hatte. Erst im Mai dieses Jahres belegte die AG Kopenhagen noch den dritten Rang beim Final-Four-Turnier der Champions League, im Spiel um Platz drei besiegten die Dänen die Füchse Berlin. Den Startplatz des Dänischen Meisters in der bevorstehenden Champions-League-Saison erhält nun der Tabellendritte der vergangenen Saison, Bjerringbro-Silkeborg.

Zwei Wochen zuvor hatte bereits ein anderer Klub mit großer Europapokal-Historie seine Zahlungsunfähigkeit öffentlich gemacht: San Antonio, um die Jahrtausendwende eines der dominierenden Teams und Champions-League-Sieger 2001, zieht seine Mannschaft nach dem Absprung des Hauptsponsors aus dem Spielbetrieb der spanischen Liga zurück. In der zweiten Liga soll es nun einen Neuanfang geben. Zudem kursieren seit Wochen Gerüchte, wonach es Atletico Madrid, dem Champions-League-Finalisten von 2012, ähnlich ergehen könnte.

„Für die Wahrnehmung des internationalen Handballs sind die aktuellen Entwicklungen eine Katastrophe. Darunter leiden auch die deutschen Vereine“, sagt Klaus Elwardt, Manager des Deutschen Meisters THW Kiel. Dabei geht von Flensburg bis Balingen kaum ein Klub nur wegen des Erfolgs ein erhöhtes finanzielles Risiko ein. „Im Regelfall machen sich die deutschen Vereine nicht abhängig von einem großen Sponsor“, sagt Elwardt. Vielmehr würden die meisten Bundesligisten auf einen breiten Sponsorenpool setzen.

Genau das ist in San Antonio, Madrid und eben Kopenhagen nicht der Fall. Dort warfen Mäzene wie Jesper Nielsen in guten Zeiten nur so mit Geld um sich, bis sie eine zusammengewürfelte Weltauswahl aufs Feld schicken konnten.

Offiziell hat sich Jensen, der auch einmal beim THW Kiel als Geldgeber einsteigen wollte, wegen der negativen Berichterstattung um seine Person in Kopenhagen zurückgezogen. Damit stehen nun wenige Tage vor dem Saisonstart zahlreiche Weltklassespieler aus dem Kader der Dänen ohne Verein da – unter anderem Mikkel Hansen, Dänemarks Nationalkeeper Kasper Hvidt oder der Schwede Kim Andersson, der erst im Sommer von Kiel nach Kopenhagen gewechselt war. Andere Akteure haben bereits neue Vereine gefunden

Hansen wird mit Paris HB in Verbindung gebracht, einem neureichen Klub, den gerade Investoren aus Katar aufrüsten – genau wie die Fußballer von Paris St. Germain. Die französischen Olympiasieger Luc Abalo und Didier Dinart von Atletico Madrid stehen bereits als Neuzugänge fest, weitere Stars könnten folgen. Fragt sich nur, wie viel Ausdauer die Investoren aus der Wüste mitbringen.

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