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Sport: Der Star ist der Schiedsrichter

Von Vincenzo Delle Donne Rom. „Ich hätte nie dieses Spiel pfeifen mögen“, sagt Pierluigi Collina, und diese Worte klingen aufrichtig.

Von Vincenzo Delle Donne

Rom. „Ich hätte nie dieses Spiel pfeifen mögen“, sagt Pierluigi Collina, und diese Worte klingen aufrichtig. Aus Liebe zur Squadra Azzurra, die auch er im Finale erwartete. Das kam bekanntlich anders. Ein wenig aber entschädigt die italienischen Tifosi, dass nun doch ein Italiener dabei ist. Pierluigi Collina pfeift am Sonntag das WM-Finale.

Ohnehin sind die Italiener stolz auf den 42-jährigen Toskaner. Nicht wegen seines markanten Äußeren: seines durchdringenden Blickes oder seiner Glatzköpfigkeit, sondern wegen seines beinahe unfehlbaren Könnens. Collina, der in Viareggio geboren wurde und der dort als Finanzberater tätig ist, gilt als Ausbund an Integrität und flößt durch seine strenge, unnachgiebige Art Respekt ein. Um die Polemiken nach dem verlorenen Achtelfinale der Italiener gegen Südkorea nicht zusätzlich anzuheizen, entgegnete Collina den Journalisten, die ihn um eine Stellungnahme baten: „Ich habe das Spiel nicht gesehen!“ Sicherlich eine kleine Notlüge. Denn da ging es um Fehlleistungen seiner Schiedsrichterkollegen.

Collinas Schiedsrichterkarriere begann vor über 20 Jahren auf besseren Bolzplätzen in Bologna und Umgebung. Damals, wird kolportiert, prangten braune Locken vom Haupt des schmächtigen Schmiedsrichters, der als Verteidiger zuweilen etwas rüde einstieg. Collina hörte auf den Spitzn „Pigi" und seine eigentliche Passion war Basketball.

Das Bild, das Collina auf dem Feld vermittelt, ist das eines strengen und unnachgiebigen Mannes, der immer auf Ballhöhe ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Leben, das sich außerhalb des Fußballs abspielt. In seinen Umgangsformen ist er, dessen Fußballidol einst Inter Mailands Stürmer Alessandro Altobelli war, ganz und gar unitalienisch kühl und stets Herr seiner selbst. Pierluigi Collina ist das Gehabe einer Primadonna fremd. Dabei hätte er allen Grund dazu. Seit vier Jahren nämlich rangiert er in der weltweiten Rangliste der Schiedsrichter unangefochten auf dem ersten Platz. Ähnlich erfolgreich ist die Bilanz in Italien, wo er bislang 167 Spiele der Serie A leitete. Und auch hier zeichnete er sich stets durch Topleistungen aus. Dass er sich mit seinen korrekten Schiedsrichterentscheidungen so manchen Feind bei den großen Klubs machte, störte Collina wenig.

Wegen seines Charakterkopfes – die Glatze ist keine Marotte, sondern Folge einer Stoffwechselkrankheit – ist Collina der ideale Werbeträger. Kein Wunder, dass ihn der Sportartikelhersteller Adidas für eine Kampagne engagierte. Gerade deswegen und aufgrund der Tatsache, dass die brasilianische Auswahl vom Konkurrenten Nike gesponsort wird, gab es zaghafte Versuche, Collina als Referee abzulehnen. Die Schiedsrichterkommission des Weltverbandes Fifa verwarf jedoch jegliche Einwände und benannte ihn für das WM-Finale.

„Unser Schiedsrichter ist über jedem Verdacht erhaben“, kommentierte die „Gazzetta dello Sport“ die Wahl Collinas. Assistiert wird er im Finale von den Linienrichtern Leif Lindberg (Schweden) und Philip Sharp (England).

Für deutsche Mannschaften ist Pierluigi Collina allerdings kein gutes Omen – weder für Rudi Völlers DFB-Auswahl, die zuletzt unter Collinas Leitung zweimal gegen England unterlag, noch für den FC Bayern München. Collina leitete das Champions-League-Finale der Bayern gegen Manchester United, das die Müchner in der Nachspielzeit mit 1:2 verloren.

Deswegen, aber auch aufgrund anderer Spiele ist bekannt, dass beispielsweise Franz Beckenbauer nicht gut auf Pierluigi Collina zu sprechen ist.

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