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Sport: Der stete Versuch, das Unmögliche möglich zu machen

Wenn sich die Mannschaft des SC Freiburg heute Nachmittag im Gottlieb-Daimler-Stadion zeigt, wird sie aus der Kurve der Stuttgarter Anhänger manchen Unflat abkriegen: Im baden-württembergischen Länderspiel laufen die Schwarzwälder nun mal als "Gelbfüßler" und "Scheißbadener" über den Platz, dafür haben außer historischen und politischen Animositäten im Südweststaat in den vergangenen zehn Jahren auch sportliche Rivalitäten gesorgt. In allen andern Stadien gelten die Besucher aus dem Breisgau als äußerst sympathische Gäste, selbst, wenn sie, als bestes Auswärtsteam der Liga, sehr häufig die Punkte mitnehmen.

Wenn sich die Mannschaft des SC Freiburg heute Nachmittag im Gottlieb-Daimler-Stadion zeigt, wird sie aus der Kurve der Stuttgarter Anhänger manchen Unflat abkriegen: Im baden-württembergischen Länderspiel laufen die Schwarzwälder nun mal als "Gelbfüßler" und "Scheißbadener" über den Platz, dafür haben außer historischen und politischen Animositäten im Südweststaat in den vergangenen zehn Jahren auch sportliche Rivalitäten gesorgt. In allen andern Stadien gelten die Besucher aus dem Breisgau als äußerst sympathische Gäste, selbst, wenn sie, als bestes Auswärtsteam der Liga, sehr häufig die Punkte mitnehmen.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Diese Beliebtheit kommt nicht von ungefähr, und sie ist im vergangenen Jahr noch spürbar gewachsen. In dieser Zeit hat der Klub den Sprung vom Exoten und unbedarften Aufsteiger zum Markenbegriff geschafft. Die Freiburger Fußballer gelten nicht mehr weiter als tapfere Müsliesser und Studenten-Auswahl, die am liebsten auch noch in genagelten Birkenstock-Sandalen kicken würden. Mittlerweile findet sich die südbadische Fußball-Firma im Wirtschaftsmagazin "Horizont" und in einer Studie des Unternehmensforschers Roland Berger. In dessen Skalen und Tabellen geht es um die "Markenstrategie der Bundesliga" oder um die "Wettbewerbsstrategische Positionierung". In der ersten rangiert der SC Freiburg hinter Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen auf Rang vier. Was Zukunftschancen auf dem Markt betrifft, gehört der Sportclub gemeinsam mit Bayer Leverkusen zur Kategorie "Amazonen", deren Ziel es ist, "durch langfristig orientiertes Vorgehen so manchem etablierten Verein den Rang abzulaufen" und "stetig zu versuchen, das Unmögliche möglich zu machen."

In diesen Tabellen werden wirtschaftliche Kompetenzen und klare Zielvorstellungen sowie kontinuierliches Management honoriert. Dabei hat sich der SC Freiburg offensichtlich in allerbester Gesellschaft etabliert. Nach oben zu den so genannten "Supermodels" Bayern München und Borussia Dortmund geht es aufgrund fehlender Wirtschaftskraft in dieser Region nicht mehr weiter; aber dank einer glaubwürdigen und vernünftigen Vereinspolitik sowie dem Bekenntnis, ausschließlich auf ihr Jugendkonzept zu setzen, grenzt sich die Freiburger Führung auch klar zu den beiden restlichen und sehr großen Klassen der anderen Bundesligaklubs ab. Die heißen "Diven" oder "Mauerblümchen".

Nun kam die Marke Freiburg nicht einfach durch die Bürofenster des Dreisamstadions geflogen. Immer wieder haben Trainer Volker Finke, Manager Andreas Rettig und Präsident Achim Stocker über jene Markenkern-Analyse diskutiert. "Es dauert lange, sich als Fußballklub richtig zu positionieren", sagt Jürgen Holder, der fürs Consulting-Unternehmen "Sponsorcom" dieses Projekt betreut hat.

Mittlerweile ist das Freiburger Führungs-Trio nicht mehr weit entfernt von jener Vision, die draußen wie ihre Visitenkarte ankommt: Diese drei Männer und deren Idee verkörpern den SC Freiburg, seinen jungen, alternativen und progressiven Fußball-Stil und alles was dazugehört - ganz egal, wer denn auf dem Rasen in einem rot-schwarzen Trikot für diesen Klub rennt und Tore schießt.

Obwohl dem SC Freiburg jeglicher Mythos und sportliche Legenden fehlt, konnte sich die junge Marke so gut etablieren. Deshalb ist andernorts auch schnell die Rede von der "Ausnahmesituation in Freiburg". Oder die Einschränkung kommt, noch sei es nicht soweit, "dass der SC Freiburg in ganz Deutschland als Synonym für perfekte Jugendarbeit gilt - nur weil die jetzt ein neues Fußball-Internat haben". Rolf Rüssmann, der Manager des VfB Stuttgart, glaubt jedenfalls, die Finke und Co. kämen in der Öffentlichkeit viel zu gut weg.

Da mag auch Neid mit im Spiel sein über den Rivalen aus der Provinz, der innerhalb kürzester Zeit die Hauptstädter um Längen überholt hat, was Popularität betrifft - und erst recht Anziehungskraft. Keine Arena ist bei Heimspielen in der Bundesliga schlechter ausgelastet als das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion. Und wenn man die vor zwei Jahren erstellte Ufa-Studie herauszieht, lesen sich dort nur hintere gelegentlich mittelmäßige Image-Werte. Wobei Mittelmaß in diesem Fall das Schlimmste bedeutet, nämlich uninteressant.

Martin Hägele

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