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Sport: Der Tabellenführerbesieger

Das 4:0 des FC St. Pauli gegen Bochum erinnert die Fans an die Ruhmestaten längst vergangener Zeiten

Hamburg Die Fans des FC St. Pauli haben sich immer schon durch eine gewisse Kreativität ausgezeichnet. Sie haben einst den „Weltpokalbesieger“ erfunden und massenhaft auf T-Shirts gedruckt, und auch ihr Beitrag vor dem DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum zeugte von sprachlichem Witz. „Unausscheidbar“ stand auf einem Plakat in der Kurve – in Anlehnung an die längst widerlegte Unabsteigbarkeit des Gegners aus Bochum. Vermutlich war das ein bisschen ironisch gemeint. Doch zumindest für die zweite Runde trifft die Aussage der Hamburger Fans zu. 4:0 besiegte der Regionalligist den bisher ungeschlagenen Tabellenführer der Zweiten Liga, der 521 Spielminuten lang kein Gegentor kassiert hatte.

„Ein geiles Erlebnis“, sagte St. Paulis Trainer Andreas Bergmann und staunte noch Stunden nach dem Abpfiff über das Feuer in seiner Mannschaft. In der allgemeinen Freude gab der Trainer alle Zurückhaltung auf: „Jetzt kann kommen, wer will!“ Genauso leidenschaftlich, wie die Spieler auf dem Rasen liefen, grätschten und kämpften, sangen die 13 230 Fans auf den Rängen des maroden Millerntorstadions. „Zugabe, Zugabe“, forderte das Publikum noch weit nach dem Spielende. Eine ähnliche Glückseligkeit gab es am Millerntor zuletzt am 6. Februar 2002. Damals war St. Pauli noch Bundesligist und hatte als erste Mannschaft gegen den aktuellen Weltpokalsieger Bayern München gewonnen.

„Wir haben grottenschlecht gespielt, St. Pauli sehr schön“, sagte Bochums Mittelfeldspieler Marcel Maltritz. St. Paulis Trainer Andreas Bergmann bescheinigte seiner Mannschaft „eine unglaubliche Leistung. Wie sich meine Jungs selbst nach dem 4:0 noch in die Bälle geknallt haben, war sensationell. Wir sind wieder ein Team.“ Der Trainer war nach zwei Niederlagen hintereinander bereits in Frage gestellt worden. Mit sechs Punkten Rückstand liegen die Hamburger in der Regionalliga Nord nur auf dem fünften Platz. „In jeder Krise liegt auch eine Chance“, sagte der Vereinspräsident Corny Littmann.

Der Erfolg im Pokal war nicht nur für den Trainer wichtig, sondern auch für den ganzen Verein, der aus finanziellen Gründen eigentlich in die Zweite Liga aufsteigen muss. „Es ist wichtig, dass wir jetzt ein Live-Spiel im Fernsehen kriegen, damit der Verein so viel Geld wie möglich macht“, sagte Stürmer Felix Luz, der das 2:0 für die Hamburger erzielt hatte. Das Finanzamt wartet bereits auf die nächsten Raten zur Begleichung der Schulden in Millionenhöhe. Rund eine halbe Million Euro könnte St. Pauli verdienen, wenn das Achtelfinalspiel live im Fernsehen übertragen wird. „Das Wichtigste ist, dass wir mit diesem Weiterkommen ein paar Rechnungen begleichen können“, sagte der frühere St.-Pauli- Profi Holger Stanislawski, der inzwischen Manager des Vereins ist. dpa

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