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Kinder, war das aufregend. Nico Rosberg holt sich nach seinem Triumph in Silverstone die ersten Glückwünsche ab. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: Der Tag der platzenden Reifen

Nico Rosberg gewinnt den Grand Prix in Silverstone – Weltmeister Sebastian Vettel scheidet aus.

Es war ein verrücktes Rennen. Es war ein Rennen mit Reifenchaos. Es war das Rennen des Nico Rosberg. Und es war ein bitteres Rennen für Sebastian Vettel: Der Weltmeister machte beim britischen Grand Prix in Silverstone alles richtig, sah wie der sichere Sieger aus, doch dann stoppte ihn ein Getriebeschaden. Mitten auf der Start-Ziel-Geraden blieb der Red Bull stehen. Am Ende triumphierte sein Landsmann und Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Allerdings musste Rosberg noch einige Zeit um seinen zweiten Saisonsieg bangen. Ihm war vorgeworfen worden, trotz Gelber Warnflaggen nicht – wie im Reglement gefordert – langsamer gefahren zu sein. Am Ende beließen es die Rennkommissare bei einer Verwarnung.

Es hatte bei Vettel keinerlei Warnung gegeben. „Beim Hochschalten vom fünften in den sechsten Gang hat sich der fünfte verabschiedet und wenn einer weg ist, sind auch die anderen weg“, sagte er. „Das ist natürlich sehr frustrierend, ich hatte alles unter Kontrolle.“ Die folgende Safety- Car-Phase, in der einige Fahrer zum Reifenwechsel an die Box kamen, andere draußen blieben, machte die Schlussrunden noch einmal zu einem Aufreger: Rosberg konnte sich vor dem heranstürmenden Mark Webber im zweiten Red Bull ins Ziel retten, Fernando Alonso im Ferrari eroberte noch den dritten Platz. Die großen Verlierer waren Kimi Räikkönen und Adrian Sutil, die nicht gestoppt hatten und von den Rängen zwei und drei noch auf fünf und sieben zurückfielen. Dafür konnte sich Rosberg freuen. „Das war heute ein Chaos da draußen“, sagte der Sieger. „Ich hatte auch Reifenprobleme, habe es aber bei dem Safety Car gerade noch in die Box geschafft. Das ist so nicht okay, das muss jetzt genau analysiert werden, so viele Reifenschäden darf es nicht geben.“

Die Reifenschaden- Orgie zog sich durch das ganze Wochenende. Pirelli hatte ja zuletzt immer wieder behauptet, es gebe kein Sicherheitsproblem mit den Reifen, entsprechende Kritik, auch von Sebastian Vettel, immer wieder heftig zurückgewiesen. Doch dann platzte schon im Training Sergio Perez ein Reifen. Da erklärte Pirelli noch, der habe einen Schnitt von irgendetwas abbekommen. Im Rennen ereilte den Führenden, Lewis Hamilton, in der siebten Runde das gleiche Schicksal, Felipe Massa im Ferrari in der neunten Runde und Jean Eric Vergne in der fünfzehnten. Und die spektakulären Fernsehbilder waren Ursache genug, sämtliche Diskussionen zu dem Thema wieder aufflammen zu lassen. Jetzt will der Weltverband Fia einen Krisengipfel mit Pirelli einberufen.

Zunächst schickte die Rennleitung nach den Schäden erst einmal das Safety-Car auf die Strecke, gleichzeitig bekam auch Sebastian Vettel über Funk mitgeteilt, dass sein erster Reifensatz, den er in der zwölften Runde an der Box hatte tauschen lassen, schon Beschädigungen aufwies und dass er sich von allen Randsteinen fernhalten solle. Man wisse noch nicht genau, ob das Ganze ein reines Reifenproblem sei oder vielleicht mit den Randsteinen zu tun habe. In einem großen Sack brachte man die zerstörten Reifen und einige Gummifetzen zu Pirelli, wo man verzweifelt versuchte, die Ursache der Schäden zu klären, während Streckenposten versuchten, sämtliche Gummiteile von der Strecke aufzusammeln. Ex-Pilot Alexander Wurz, der als einer der größten Reifenexperten im Fahrerlager gilt, stellte fest: „Die Reifen sind immer an der Stelle aufgeplatzt, wo die weichere Seitenflanke auf die härtere Lauffläche trifft.“ Er gab zu bedenken: „Wenn Reifen durch Schnitte kaputt gehen, holt man sich normalerweise eher einen schleichenden Plattfuß, aber es kommt nicht zu solchen Explosionen. Alle Reifen beginnen, sich an der Innenkante aufzulösen. Das ist schon eigenartig – die Frage ist, ob wir je erfahren werden, was da wirklich los ist.“

Nach der 21. Runde und dem Neustart bekam auch Sebastian Vettel gleich wieder die Warnung, dass er vor allem am Ausgang der schnellen Kurven von den Randsteinen wegbleiben solle. „Besonders gefährdet ist dein linker Hinterreifen“, wurde er über Teamfunk gewarnt. DerVermutung, dass das Problem daher kommen könne, dass eben an einigen Stellen zu aggressiv über die Randsteine gebrettert würde, widersprach Jenson Button: „Das hat man mir auch gesagt über Funk. Aber das ist Blödsinn, die Probleme sind an allen möglichen Stellen entstanden.“ Alexander Wurz gab ihm Recht: „Das muss ein Reifen locker aushalten. Schließlich sind wir in der Formel 1, das ist Hightech-Territorium, da muss auch Hightech-Standard herrschen. So kann das nicht weitergehen, das schadet ja auch dem Image der Formel 1 gewaltig.“

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