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Sport: Der Tag der Trainer

Was Klinsmann beim WM-Workshop verpasst hat

Kurz vor 13 Uhr wurden die vielen Kameramänner plötzlich hektisch. Die kräftigen Herren des Sicherheitsdienstes mussten energisch einschreiten. Vor dem Fahrstuhl des Luxus-Hotels „Hilton“ stand Marcello Lippi, der italienische Fußball-Nationaltrainer. Er sagte ein paar belanglose Sätze, umringt von den ganzen Kameraleuten. Dann aber meldeten sich die Sicherheitsleute zu Wort. Hausverbot, und zwar für alle!, so lautete ihr Befehl. Hausverbot fürs „Hilton“ in Düsseldorf. Nur Lippi, der auf dem Weg zum Mittagessen war, blieb selbstverständlich unbehelligt. Er wird die Ruhe genossen haben, denn so gesittet wie in diesem Moment ging es seit 24 Stunden nicht mehr zu im „Hilton“.

Jürgen Klinsmann und sein Nichterscheinen beim Fußball-WM-Kongress in Düsseldorf waren das Gesprächsthema, auch im Hotel. Die Diskussionen begannen schon morgens. Beim gemeinsamen Trainerfoto fehlte nicht nur der Bundestrainer, sondern auch sein Assistent Joachim Löw. Magen-Darm-Grippe, hieß es später zur Begründung. Auch am Tag nach dem Aufsehen erregenden Auftritt von Franz Beckenbauer, dem Chef des WM-Organisationskomitees („Klinsmann hätte als Gastgeber hier sein müssen“), gab es auf jeden Fall genügend Gesprächsstoff. Was denn die Nationaltrainer aus aller Welt von der Sicherheitsstudie der „Stiftung Warentest“ gehalten hätten, wurde Wolfgang Niersbach, der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, gefragt. „Wissen Sie, wie erholsam es war, auf diese Studie mal zwei Tage nicht angesprochen zu werden?“, erwiderte Niersbach. Die Experten der Stiftung hatten auf Sicherheitsmängel in WM-Stadien hingewiesen.

Die Organisatoren des WM-Workshops wollten sich in diesen zwei Tagen vor allem um Themen kümmern, die ihnen viel näher liegen: Fragen zur Organisation bei der WM oder auch sportliche Dinge. „Hunderte, tausende Details“ wurden geklärt, sagte Niersbach. Wichtig waren vor allem zwei Entscheidungen: Erstens müssen die Schiedsrichter bei der WM härter durchgreifen. Und zweitens wollen die Trainer einen späteren Termin für die Benennung ihres WM-Kaders. Die bisherige Regelung sieht vor, dass die Nationaltrainer ihren 23-Mann-Kader bis zum 15. Mai melden müssen. Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira redete für seine Kollegen und sagte, dass die Trainer „Ende Mai oder Anfang Juni“ als endgültigen Nominierungstermin bevorzugen würden, um bei Verletzungen Nachrücker bestimmen zu können.

Neben Klinsmann hatten auch der niederländische Bondscoach Marco van Basten und der französische Trainer Raymond Domenech einen späteren Meldeschluss gefordert. Der Weltverband Fifa will am 16. März darüber entscheiden. Allerdings sagte Ilija Petkovic, der Trainer von Serbien-Montenegro: „Es ist natürlich auch klar, dass in diesen 15 Tagen nicht ein neuer Fußballstar geboren wird.“

Lennart Johansson, der schwedische Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa, versprach trotzdem: „Wir werden darüber diskutieren.“ Beschlossen sind bereits die härteren Regeln, welche die Fifa gestern vorstellte. Rücksichtslose Tacklings und Ellenbogenstöße haben künftig die Rote Karte zur Folge. Außerdem ist nun klar geregelt, dass Schmuck wie etwa ein Ohrring nicht abgeklebt, sondern abgelegt werden muss.

Und weil es Brasiliens Trainer Parreira „unhöflich“ fand, sich über die Abwesenheit des Bundestrainers zu äußern, sprach er lieber über etwas, das in den vergangenen zwei Tagen in den Hintergrund geraten war: den Fußball. „Sechs, sieben Favoriten“ gebe es für den Titel, sagte er. „Die Namen kennen Sie alle.“ Neben Brasilien nannte er Frankreich, Portugal, Argentinien, Holland, England, aber „auch Deutschland“.

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