zum Hauptinhalt

Sport: Der Titel soll zurück - Michael Grant ist die Hoffnung Amerikas

Der Königstitel im Profiboxen muss wieder zurück nach Amerika. Alles andere sei völlig unwichtig, hatte das Sprachrohr des US-Fernsehkanals HBO, Larry Merchant, vor vier Wochen als Schlusssatz seiner vernichtenden Kommentierung des verlorenen Kampfes von Witali Klitschko gewählt.

Der Königstitel im Profiboxen muss wieder zurück nach Amerika. Alles andere sei völlig unwichtig, hatte das Sprachrohr des US-Fernsehkanals HBO, Larry Merchant, vor vier Wochen als Schlusssatz seiner vernichtenden Kommentierung des verlorenen Kampfes von Witali Klitschko gewählt. Dass Klitschko-Bezwinger Chris Byrd ein US-Boy ist und den Weltmeister im Schwergewicht entthronte, tat dabei nichts zur Sache, denn der Gürtel des Weltverbandes WBO taugt in Übersee nichts. Anerkennung finden nur die Titel der IBF, WBC und WBA, und die sind im Limit über 86,182 kg allesamt im Besitz des Briten Lennox Lewis. Noch: Merchant und seine Landsleute wünschen sich nichts sehnlicher, als dass Michael Grant am Sonnabend im New Yorker Madison Square Garden als neuer Champion den Ring verlässt.

"Ich weiß in meinem Herzen, dass ich ihn schlage", sagt der in Chicago geborene Grant und nährt damit die Hoffnungen seiner Anhänger. Vor Selbstbewusstsein strotzt auch das Poster mit seinem Konterfei, das der Slogan ziert: "Das nächste Millennium gehört mir!" Die zehnte Runde sei eine gute Runde, um vorzeitig Schluss zu machen, meinte Grant in Anspielung auf seine vorangegangenen drei Duelle, die er jeweils in dieser Runde für sich entschieden hatte. In seinem letzten Kampf vor fünf Monaten allerdings war er gegen den Polen Andrew Golota in den ersten drei Minuten zwei Mal zu Boden gegangen. Und nur durch eine Energieleistung war er erfolgreich in den Fight zurückgekommen. "Ich habe aus dieser Lektion gelernt", versicherte Grant, dessen Kontrahent zwei Jahre zuvor Golota im WM-Kampf schon in Runde eins ausgeknockt hatte.

"Michael ist beweglicher, schneller und stärker", behauptet Grants routinierter Trainer Don Turner, der mit seinen anderen Schülern Evander Holyfield und Henry Akinwande in insgesamt drei Kämpfen gegen Lewis nie gewann. Genau die selben Vorzüge plus der Erfahrung preist Starcoach Emanuel Steward bei seinem 34 Jahre alten Schützling Lennox Lewis, der zehn Millionen Dollar als Börse kassiert. Der sieben Jahre jüngere Grant, der erst seit sieben Jahren boxt, muss sich mit vier Millionen begnügen. Er wird bei den Buchmachern in Las Vegas auch nur als 1:2-Außenseiter geführt. Im Gegensatz zu Lewis besitzt der einst als sehr talentiert geltende Baseball-, Football- und Basketballspieler aber mit 31 Siegen (22 k.o.) in 31 Vergleichen eine makellose Kampfbilanz.

Der Weltmeister, der am 13. November vorigen Jahres Holyfield im zweiten WM-Vereinigungskampf nach Punkten bezwungen hatte, unterlag in 37 Duellen - davon 27 K.o. - einmal und trennte sich einmal unentschieden. An jenes Remis vor gut einem Jahr an gleicher Stätte erinnert sich der feinsinnige Rastaman nur ungern, denn der Gewinner im ersten Kampf gegen Holyfield hätte nur Lewis heißen dürfen. "Das war eine grausame Geschichte. Heute ist die Situation jedoch großartig. Ich bin absolut zuversichtlich", betonte der Olympiasieger von 1988, der wie gewohnt keine Prognose über ein vorzeitiges Ende des Kampfes abgab. Er meinte nur: "Ich gehe in den Ring und werde zeigen, dass ich der beste Fighter des Planeten bin."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false