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Sport: Der Titeljäger

FC Sevilla will heute im Uefa-Cup-Finale gegen Espanyol Barcelona den ersten von drei Triumphen in dieser Saison perfekt machen

Während der Nachtisch serviert wurde, verwies José María del Nido, der Präsident des FC Sevilla, auf das gestiegene Selbstvertrauen. „Diese Mannschaft kann gar nicht anders als siegen, sie ist ein Champion“, schwärmte der andalusische Präsident beim Abendessen in Glasgow, „am Mittwoch werden wir noch größer sein, weil wir zum zweiten Mal den Uefa-Cup gewinnen. Und dann warten auf uns noch zwei weitere Titel.“

In der Tat: Wenn der FC Sevilla heute im Hampden Park gegen Espanyol Barcelona antritt (ab 20.15 Uhr, live bei Sat1 und Premiere), könnte das der Start in eine Erfolgsserie werden. In der spanischen Liga trennen die Andalusier derzeit nur zwei Punkte von den führenden Real Madrid und FC Barcelona. Im spanischen Pokal steht der FC Sevilla gegen Bernd Schusters FC Getafe im Endspiel. Obendrein gewannen die Andalusier im vergangenen Sommer den europäischen Supercup – ausgerechnet gegen Champions-League-Gewinner FC Barcelona.

Kurzum, es ist eine „Supertruppe“, wie Andreas Hinkel resümiert. Der ehemalige Stuttgarter durfte bisher nur gelegentlich aufs Spielfeld, weil Trainer Juande Ramos dem laufstarken brasilianischen Außenverteidiger Daniel Alves den Vorzug gab. Doch Hinkels Engagement ist dennoch charakteristisch für den neuen FC Sevilla. Seit seinem Wiederaufstieg in die erste Liga 2001 hat der Traditionsklub mit Geduld einen spielstarken Kader aufgebaut. Dazu gehörte die Verpflichtung Hinkels ebenso wie die des früheren Schalkers Christian Poulsen und Frederik Kanouté aus Mali, der mit 19 Saisontoren dem aktuellen Torschützenkönig Spaniens, Ruud van Nistelrooy (Real Madrid), auf den Fersen ist.

Als moderner Profiklub leistet sich der Verein inzwischen auch einen Ernährungswissenschaftler mit Professorentitel, der zur Belustigung der spanischen Presse auch in den Hotels darüber wacht, dass die Tomaten für die Fußballer enthäutet werden – wegen der schwerverdaulichen Zellulose. Rechtsanwalt del Nido, der mit seinem Unternehmen jetzt an die Börse will, weiß eben, wie man im spanischen Fußball sein Image pflegt. Real Madrid? FC Barcelona? Pah! „Wir sind weltweit Nummer eins“, prahlt er. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Mannschaft sich kurz vor Anpfiff des Uefa-Pokal-Finales bescheidener gibt. „Wir sehen aus wie der klare Favorit“, sagt Andreas Hinkel, „aber in so einem Spiel ist doch alles möglich. Espanyol hat eine starke Offensive, und wer Benfica Lissabon, Ajax Amsterdam und Werder Bremen ausgeschaltet hat, kann so schlecht nicht sein.“ Die Chancen stünden 50 zu 50, sekundierte Alves.

Die „kleinen Katalanen“ von Espanyol bemühen zur Motivation die Erinnerung an längst Vergangenes, aber nicht Vergessenes: Es gab für den Klub mal eine dramatische Niederlage in einem Uefa-Cup-Finale – vor 19 Jahren. Damals scheiterte Espanyol gegen Bayer Leverkusen im Elfmeterschießen. Seitdem erreichte der Verein kein Uefa-Cup-Finale mehr. Den Blau-Weißen haftet seitdem das Image des ewigen Verlierers an. Trainer Ernesto Valverde, der damals als Spieler gegen Leverkusen verlor, hofft nun „die zweite Chance, die mir die Geschichte gibt“, nutzen zu können. „Wir sind klare Anwärter auf den ersten Uefa-Cup in der Geschichte des Espanyol“, sagt er und gibt den Hinweis, dass auf den FC Sevilla ja genügend andere Triumphe warten.

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