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Sport: Der Traum geht weiter

Die Tischtennis-Legenden Jörgen Persson und Jan-Ove Waldner brillieren mit über 40 noch in der Provinz

Auf dem Weg zum Duschen muss Jan- Ove Waldner noch schnell ein bisschen Spaß machen. „Ich habe gerade nur Gutes über dich erzählt und was wir für ein tolles Team sind“, sagt Waldner zu Jörgen Persson und lacht. Der entgegnet: „Wir hätten schon längst silbernes Jubiläum feiern können.“

Es sieht fast so aus, als kämen die beiden Tischtennisspieler aus Schweden nicht mehr voneinander los. 1979 haben sie zum ersten Mal gemeinsam in der Nationalmannschaft gespielt, „wir haben zusammen davon geträumt, die Nummer eins der Welt zu sein“, erzählt Persson. Das haben sie geschafft – beide sogar. Seit dieser Saison sind sie nun wieder in einem Team, beim Bundesligaklub TTC Fulda- Maberzell, Waldner, der wohl begabteste Tischtennisspieler der Welt, und Persson, der mit seinem athletischen Spiel ebenfalls einen Platz in der Tischtennisgeschichte sicher hat.

Beim Tischtennis werden die beiden gemeinsam alt, 42 Jahre ist Waldner, Persson 41. Wenn die beiden aus Schweden zum Spiel nach Fulda anreisen, wohnen sie im selben Hotel und verbringen auch die Zeit außerhalb der Halle miteinander. Waldner und Persson zusammen – eine größere Attraktion kann es kaum geben im Tischtennis. „Nach Borussia Düsseldorf haben wir jetzt die meisten Zuschauer in der Bundesliga, 700 bis 800 im Schnitt“, sagt der Vereinsvorsitzende Stefan Frauenholz. An den Wänden der Wilmingtonhalle ist kaum noch der Putz zu sehen, so viele Werbeplakate hängen dort.

Zum Einspielen hat Waldner einen Gürtel um die Hüfte geschnallt. Ein Produkt aus dem Sanitätsfachhandel. Der Rücken macht ihm zu schaffen. „Vor allem, wenn die Halle kalt ist, habe ich Schmerzen“, sagt Waldner. Sein Körper ist in die Jahre gekommen, doch sein Genie ist nicht gealtert. Waldner bringt auch an diesem Abend seinen Gegner zur Verzweiflung beim Europapokalachtelfinale gegen die spanische Mannschaft aus Ceuta, das Fulda 3:1 gewinnt. Am Ende kapituliert Waldners Gegner Mateo Cisantos.

Das ist Waldners Spiel: den Ball immer dahin schlagen, wo es sein Gegner nicht erwartet. Und Perssons: mit dem besten Rückhand-Topspin der Welt zum Punkt kommen. Im Grunde sind beide Alleskönner, und wenn es im Tischtennis eine Vielseitigkeitsprüfung gäbe, wären die beiden wohl jetzt noch Weltmeister. Aber Waldner und Persson haben ohnehin so viele Titel gewonnen, dass man schnell durcheinander geraten kann. Auf den Autogrammkarten, die im Foyer der Sporthalle ausliegen, hat der Klub jedoch gerade Waldners wichtigsten vergessen: seinen ersten WM-Titel im Einzel, 1989 in Dortmund. Es war der Beginn einer neuen Ära im Tischtennis. Bis dahin hatten die Chinesen den Sport beherrscht. Dann kamen Waldner und Persson. Erst nahmen sie den Chinesen den Mannschaftstitel weg und ein paar Tage später auch noch den im Einzel. Im Mannschaftswettbewerb hatte Persson kein Spiel verloren, im Einzel hatte er die besten Chinesen aus dem Weg geräumt. Doch das Finale gewann Waldner. Zwei Jahre später in Chiba wurde Persson dann Weltmeister im Einzel – mit einem Sieg im Finale über Waldner. Es war die einzige Zeit, in der ihr Verhältnis ein bisschen angespannt war, „jeder von uns wollte die Nummer eins der Welt sein“, erzählt Persson.

Die beiden Schweden haben wohl schon fünf Generationen chinesischer Tischtennisspieler kommen und gehen sehen. Selbst bei den Olympischen Spielen 2004 konnte Waldner – mit 38 – noch den Favoriten aus China Ma Lin besiegen. Im nächsten Jahr steht nun das größte Ereignis der Tischtennisgeschichte an: die Olympischen Spiele finden im Tischtennisland China statt. Doch Waldner, 1992 schon Olympiasieger im Einzel, fühlt sich nicht mehr danach. „Wenn ich mitspiele, dann nicht nur, um in der ersten Runde rauszufliegen. Und wenn ich in der Bundesliga wieder einmal schlecht gespielt und verloren habe, bin ich auch ganz froh darum, dass ich in Peking nicht dabei bin.“ Nach der Mannschafts-WM 2006 in Bremen hat er seine internationale Karriere beendet. Zu den Spielen nach Peking reist er als technischer Berater des Olympischen Komitees Schwedens.

Bleibt also Persson übrig. Der hatte seine Laufbahn eigentlich auch schon beendet und einen sehr üppig bezahlten Trainervertrag in Katar angenommen. Doch nach einem Jahr war Schluss, er habe wieder den Ehrgeiz gespürt. „Ich gehe zum Training und weiß, dass ich mich noch verbessern kann.“ Waldner empfahl ihm, zu ihm ins Team nach Fulda zu kommen, in dieser Saison wollen sie in die Play-offs und den Europapokal gewinnen.

Aber Persson hat noch ein persönliches Ziel. Die 20 Besten der Welt qualifizieren sich direkt für die Olympischen Spiele. Im Moment steht Persson nach Punkten mal auf Platz 20, mal auf 21. Im April hätte er die zusätzliche Chance, sich in einem Turnier für Peking zu qualifizieren. „Es ist ein Traum, in Peking zu spielen“, sagt Persson. Wenn er es schafft, wird er dort sicher auch ein bisschen für Jan-Ove Waldner mitspielen.

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