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Sport: Der Traum platzt in der Verlängerung

Auf der Tribüne saß auch Franziska von Almsick und drückte die Daumen. Allzu gern hätte sie, als alles vorbei war, ihrem Freund Stefan Kretzschmar und dessen Mitspielern Glückwünsche ausgesprochen, doch es kam anders.

Auf der Tribüne saß auch Franziska von Almsick und drückte die Daumen. Allzu gern hätte sie, als alles vorbei war, ihrem Freund Stefan Kretzschmar und dessen Mitspielern Glückwünsche ausgesprochen, doch es kam anders. Es kam so, wie es eigentlich erwartet worden war: Schweden, der Titelverteidiger und Gastgeber, war seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Doch ehe die Magnus Wilander, Staffan Olsson, Stefan Lövgren und Co. nach dem Duell mit ihren Bundesliga-Kameraden die Trophäe der 5. Handball-Europameisterschaften in Empfang nehmen konnten, mussten sie harte Arbeit leisten. Deutschland, lange Jahre dicht vor der Weltspitze und dann immer wieder am eigenen Unvermögen (oder Pech) gescheitert, leistete erbitterte Gegenwehr, ehe es sich geschlagen geben musste. Es bedurfte erst einer Verlängerung, ehe Schweden als 33:31 (26:26, 13:14)-Sieger feststand. Gold vor Augen, aber nur Silber - der Traum der Deutschen vom ganz großen Coup nach dem Weltmeisterschafts-Gewinn 1978 war geplatzt. Ihre Vorstellung in der mit 14 000 Zuschauern ausverkauften Globen-Arena von Stockholm war dennoch aller Ehren wert.

"Wir schenken denen nicht die Medaille. Es wäre geil, wenn 14 000 Schweden heulend aus der Halle rennen", hatte Kretzschmar vor dem Spiel gesagt. Es hat nicht viel gefehlt am Überraschungssieg. Auch wiederholte Rückstände (8:11, 21:23, 22:25) konnten das Team des Deutschen Handball-Bundes (DHB) nicht verunsichern. Selbst ein Wechselfehler, als ein deutscher Spieler zu viel auf dem Feld stand, was für zwei Minuten eine 5:3-Überzahl der Schweden zur Folge hatte, entschied das Spiel noch nicht. Sekunden vor dem Abpfiff der 60 regulären Minuten lagen die Deutschen, von denen einige mit einer Irokesen-Frisur aufgelaufen waren, mit 26:25 in Führung. Die Gastgeber nahmen ihren Torwart aus dem Spiel, waren nach Klaus-Dieter Petersens Zwei-Minuten-Strafe mit 7:5 in der Überzahl und schafften sieben Sekunden vor der Schlusssirene durch Olsson (THW Kiel) noch den Ausgleich. Pech für den Überraschungs-Finalisten, dass am Ende der regulären Spielzeit ein Treffer des Lemgoers Florian Kehrmann zum 27:26 nicht anerkannt wurde. In der Verlängerung war die "alte Garde" der Schweden physisch und psychisch stärker, machte über 31:28 und 33:29 alles klar.

"Dennoch - ich bin stolz auf meine Mannschaft", kommentierte Heiner Brand bei aller Enttäuschung. "Wir waren sehr, sehr nah dran, und wenn man dann so verliert, ist das bitter. Denn: Wir haben ein reguläres Tor erzielt, das leider nicht anerkannt wurde." Zufrieden sein konnte er in diesem Finale vor allem mit dem Essener Kreisläufer Mark Dragunski, der am Kreis weitaus wirkungsvoller war als Christian Schwarzer. Sechs Tore standen am Ende auf seinem Konto, ebenso wie auf dem von Stefan Kretzschmar und dem des ehemaligen Welthandballers Daniel Stephan. Erfolgreicher war nur Stefan Lövgren, der Schwede vom THW Kiel mit 8/5 Treffern.

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