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Sport: Der Uneinsichtige

Eishockey-Coach Zach und das Verhältnis zur Kritik

Berlin - Es war kein einfaches Jahr für Hans Zach. Auch wenn der knarzige Tölzer das wohl als Letzter so sehen würde. Die Reputation des renommierten Eishockey-Trainers hat gelitten. Spätestens seit dem glanzlosen Auftritt der von Zach betreuten Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Prag im Mai. Ein paar Wochen danach erklärte der 55-Jährige seinen Rücktritt als Auswahltrainer – und war frustriert.

Doch schließlich hat Zach ja noch seinen Job als Trainer der Kölner Haie in der Deutschen Eishockey-Liga. Obwohl natürlich, wie Zach sagt, „vorher die Doppelfunktion nie ein Problem war: Ich habe immer alles für die Haie gegeben“. Trotzdem war das Resultat in der Vorsaison mager: Im Viertelfinale war für den Klub, den Zach vor zwei Jahren „als den FC Bayern des Eishockeys“ bezeichnet hat, Schluss. Ein Makel in der Bilanz eines Menschen, der mit Vorliebe an seiner Erfolgsgeschichte bastelt: Welcher andere deutsche Eishockey-Coach hat schon eine Autobiografie veröffentlicht?

Zach hat es zu einem erstaunlichen Bekanntheitsgrad gebracht, nicht nur in seiner Heimatstadt Bad Tölz, wo ihm natürlich das schönste Haus in der Fußgängerzone gehört. Dafür hat der gelernte Metzger hart gearbeitet, mit Disziplin, mit seiner hemdsärmeligen Art, bajuwarischem Humor und der Lust am außergewöhnlichen Zitat, Marke: „Ich bin der einzige Bayer, der zur Schweinshaxe ein Wasser bestellt.“ Das ist die öffentliche Seite des Hans Zach. Der Privatmensch ist anders. „Der Hans ist ein ganz sensibler Typ“, sagt Eishockey-Funktionär Lorenz Funk, langjähriger Mitspieler von Zach beim Berliner Schlittschuh-Club. Er habe, sagt Funk, lange mit Zach nach dessen Rücktritt als Nationaltrainer gesprochen. „Das hat den Hans unglaublich mitgenommen, wie da mit ihm umgegangen wurde.“

Zach witterte schon in Prag eine mediale Verschwörung gegen ihn. Beruhigt hat er sich immer noch nicht, seit Wochen führt er eine Privatfehde mit einem Fachblatt. Es seien ihm Unwahrheiten unterstellt worden, sagt er. Wie etwa die Sache mit dem Überzahlspiel, das er vor der WM nicht habe ausreichend trainieren lassen. Das hat Hans Zach nicht vergessen: Als er nach dem Spiel der Haie am Sonntag auf das mäßige Powerplay seines Teams angesprochen wurde, sagte er: „Es ist doch bekannt, dass ich nie das Powerplay trainieren lasse.“

Bekannt ist auf alle Fälle, dass Zach die defensive Spielweise bevorzugt. Das wird auch heute, beim Spiel der Haie in Berlin (19.30 Uhr, Sportforum) nicht anders sein. Sein Kollege bei den Eisbären weiß, worauf es ankommt. „Wir müssen Geduld haben“, sagt Pierre Pagé. „Wenn wir zu viel wollen, wird das gefährlich für uns.“ Dann könnten die Berliner im dritten Saisonspiel ihre zweite Niederlage kassieren, und Köln könnte den dritten Sieg in Folge feiern. Und Hans Zach würde mit seinem Team dort stehen, wo er sich ohnehin immer sieht: ganz oben.

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