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Sport: Der ungeliebte Österreicher Kaiserslauterns Trainer Jara beklagt Mobbing

Manchmal verlangt die Seele nach schneller Erleichterung, nach einem Ausbruch der Gefühle, der die Umwelt unerwartet trifft und in Erstaunen versetzt. Kurt Jara geht es in Kaiserslautern immer öfter so.

Manchmal verlangt die Seele nach schneller Erleichterung, nach einem Ausbruch der Gefühle, der die Umwelt unerwartet trifft und in Erstaunen versetzt. Kurt Jara geht es in Kaiserslautern immer öfter so. Nach der dramatischen 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen Schalke 04 war es wieder so weit. Das bis zum letzten Elfmeter spannende Spiel hatte Jara emotional wohl sehr mitgenommen. Nachdem seine Mannschaft das in der 90. Minute durch Sand erzielte 3:2 in der Nachspielzeit noch ausgleichen konnte, sahen die Lauterer in der Verlängerung bereits wie die Sieger aus: Teber hatte in der 95. Minute zum 4:3 getroffen, doch vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung erzwang Kristajic mit seinem Tor das Elfmeterschießen.

Die knappe Niederlage in Verbindung mit den Schmäh-Rufen der Zuschauer auf dem Betzenberg waren zu viel für den 53 Jahre alten Österreicher. „Es musste raus, es hatte sich so viel aufgestaut“, sagte Jara. Er überlege sich ernsthaft, wie lange er das noch mitmache, polterte er in seiner Erregung. Seit seinem Amtsantritt am 3. Februar schlägt ihm Misstrauen der Lauterer Anhänger entgegen. Während des Spiels pfiffen sie bei jeder seiner Einwechslungen (Selim Teber allerdings schoss dann zwei Tore) und forderten Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller als Nachfolger.

„Ich trete nicht zurück“, sagte Jara am Tag danach, „aber ich schlucke hier nicht alles, um meinen Job zu halten.“ Die Stimmung hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Noch in der Nacht trafen sich Jara und Klubchef Rene C. Jäggi. „Was hier abläuft, ist Mobbing, Mobbing gegen mich und einzelne Spieler“, sagt Jara. Seine Kritik aber sei als Weckruf gemeint und betreffe nur einen kleinen Teil der FCK-Fans.

Die lieben ihn nicht, was ihm jedoch nichts ausmacht, das sagt er jedenfalls. Die Ablehnung Jaras aber liegt nicht nur an den immer wieder aufkommenden Gerüchten, Jara wolle lieber heute als morgen in seiner Heimat Österreich Nationaltrainer werden. „Das ist für jeden Österreicher ein Traum, aber jetzt kein Thema“, sagt er. Jara, so der Vorwurf der Fans, identifiziere sich nicht mit dem Verein. Und er selbst räumt ein, er schaue sich mit seiner Frau „lieber die Gegend an“ als durch die Stadt zu bummeln. „Vielleicht liegt es daran, dass ich Österreicher bin“, mutmaßt Jara. Jäggi und Jara stehen dem ernsten Problem ziemlich ratlos gegenüber. „Es ist unglaublich, alles was er tut, wird kritisiert“, sagt Jäggi. „Jetzt spielen schon neun Deutsche im Team, und nun ist scheinbar er dran.“ Ein harter Vorwurf. Und der Vereinsboss geht sogar noch einen Schritt weiter: „Dieser Fremdenhass hier ist unerträglich.“

Gestern Vormittag mühte sich der FCK mit einer Pressemitteilung, die Wogen zu glätten. Jara habe nicht alle Anhänger gemeint, hieß es lapidar. „Mit der Mannschaft macht es mir Spaß zu arbeiten“, sagt Jara. Sonst lebe er zurückgezogen. Und vielleicht bald wieder in Österreich, wenn Jäggi eines Tages sagen sollte, der Druck der Öffentlichkeit sei am Ende doch zu groß geworden.

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