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Sport: Der Unverstellte

Nürnberg verdankt den Aufstieg vor allem Trainer Wolf

Nürnberg. Organisatorisch erinnerte die vergangene Woche beim Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg an die Abläufe bei einer Spitzenmannschaft. Nach dem Zweitligaspiel in Bielefeld blieben die Franken in der ostwestfälischen Stadt Halle wohnen und setzten ihr Trainingslager fort. Es gab jeden Tag eine Pressekonferenz, und Cheftrainer Wolfgang Wolf nutzte dieses Forum, um seinen Stellenwert zu testen. Wenn der Club finanziellen Verlockungen nachgebe und Leistungsträger wie die beiden slowakischen Nationalspieler Marek Mintal oder Robert Vittek abgebe, müsse er seinen Verbleib in Nürnberg überdenken, sagte Wolf.

Die Aufregung hat sich bald gelegt. In einen Telefongespräch beruhigte Vereinspräsident Michael A. Roth seinen leitenden Angestellten. „Unsere Situation hat sich so entwickelt, dass wir niemanden verkaufen müssen. Spieler wie Mintal und Vittek sind nicht zu haben.“ Falls lukrative Angebote eingehen sollten, „werden sie abgelehnt, und fertig“, sagt Roth. Der Trainer vertraut ihm. Er sehe keinen Grund, an den Worten seines Vorgesetzten zu zweifeln, sagt Wolf.

Am Freitagabend, beim 4:3 in Osnabrück, beseitigten die Nürnberger die letzten Zweifel am sechsten Aufstieg in die Bundesliga. Roth, eine der wenigen Konstanten im Auf und Ab zwischen den Ligen, zählt die Ligenwechsel gar nicht mehr mit. „Ich glaube, es ist mein dritter Aufstieg.“ In all den Jahren hat Roth so viele Trainer verschlissen wie kein anderer Präsident im deutschen Profifußball. Irgendwann wird vielleicht auch Wolfgang Wolf die unangenehmen Seiten des Teppichhändlers zu spüren bekommen. Fürs Erste strebt Roth jedoch eine vorzeitige Verlängerung des Trainervertrages an. „Ich bin überzeugt davon, dass Herr Wolf in Nürnberg noch sehr viel Freude haben wird.“ Wolf habe „eine zuverlässige Mannschaft“ geformt. Zuverlässigkeit ist genau die Tugend, die den Nürnbergern oft gefehlt hat. Und genau die Eigenschaft, die der unauffällige Herr Wolf geradezu personifiziert. Wolf ist die Ruhe vor und nach dem Sturm.

Diese Stärke ist ihm beim Club oft zugute gekommen. „Als ich angefangen habe, war die Stimmung am Boden und die Moral gebrochen“, sagt Wolf. Inzwischen sei der 1. FC Nürnberg wieder eine Einheit, „von der Putzfrau bis zum Präsidenten“. Roth, der schon so viel ausprobiert hat, ließ Wolf gewähren, als es nicht nach Wunsch lief – und machte die Erfahrung, dass man auf diese Weise zum Erfolg kommen kann. Auch die Spieler wissen Wolfs Werk zu würdigen. Im Unterschied zu früher sei „endlich ein vernünftiges Fundament geschaffen worden“, sagt Mannschaftskapitän Tommy Larsen, dessen Vertrag sich mit dem Aufstieg automatisch bis 2006 verlängert. „Es passt einfach alles zusammen.“

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