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Sport: Der Urlaub muss warten

Dallas gewinnt ohne Dirk Nowitzki bei den San Antonio Spurs und verkürzt in der NBA-Halbfinalserie auf 2:3

San Antonio (dpa). Der Patient Dirk Nowitzki stand an der Außenlinie und klatschte sich fast die Hände wund. Seine Teamkollegen fielen sich erschöpft, aber glücklich in die Arme. Die BasketballProfis der San Antonio Spurs eilten derweil mit hängenden Köpfen und versteinerten Mienen aus der eigenen Arena. Sie konnten nicht fassen, wie sie von den Dallas Mavericks im Schlussviertel des fünften Play-off-Finalspiels der Western Conference entzaubert wurden.

Auch ohne Nowitzki, der wegen seiner Bänderdehnung im linken Knie wieder pausieren musste, machten die Texaner mit einer atemraubenden Aufholjagd einen 19-Punkte-Rückstand wett und gewannen noch mit 103:91. Damit konnten sie in der Serie von maximal sieben Spielen auf 2:3 verkürzen. Trainer Don Nelson bezeichnete das Mitwirken von Nowitzki im sechsten Spiel in der Nacht zum Freitag (nach Redaktionsschluss beendet) vor heimischen Publikum als „sehr zweifelhaft“. Die Entscheidung soll erst in einem letzten Test unmittelbar vor Beginn der Begegnung fallen.

„Wir wollten nicht sterben. Unsere Energie hat uns am Leben erhalten“, sagte Mavericks-Spielmacher Steve Nash. Auf dessen Team hatte vor der Partie keiner mehr einen Cent gesetzt. Fernseh-Kommentator Charles Barkley, einstiger Star der nordamerikanischen Basketball-Profi-Liga (NBA), schwor darauf, dass die Mavericks ohne Nowitzki nach dem Spiel in den Urlaub zum Fischen fahren können. Doch nicht nur „Sir Charles“ irrte sich, wofür er sich hinterher bei den Trainern der Mavericks entschuldigte und sie vor dem Einsteigen in den Mannschaftsbus herzlich umarmte.

Bis zum Beginn des dritten Viertels sah es noch so aus, als würde Barkley Recht behalten. Nachdem die Mavericks Mitte des zweiten Viertels schon mit 19 Punkten (29:48) zurückgelegen hatten und sie den Spurs-Vorsprung zur Halbzeit auf elf Zähler (47:58) reduzieren konnten, gerieten sie wieder mit 17 Punkten (49:66) in Rückstand. Der Einzug des Champions von 1999 in das NBA-Endspiel gegen die New Jersey Nets schien nur noch Formsache zu sein.

In diesem Glauben brachten sich Gastgeber dann durch ihre laxe Spielweise selbst aus dem Rhythmus. Die in blau gekleideten Mavericks hingegen kamen in der Offensive immer besser in Schwung. In der Defensive bewährte sich eine Zonenverteidigung, gegen die San Antonio kein Mittel mehr hatte. Spurs-Star Tim Duncan, mit 23 Punkten bester Werfer, war plötzlich abgemeldet. Auch im Angriff gelang plötzlich alles, allen voran Michael Finley, mit 31 Zählern erfolgreichster Mavericks-Werfer. Dallas traf auch alle 23 Freiwürfe, die Spurs patzten bei 38 Versuchen gleich 14 Mal. 7:34 Minuten vor Spielende gingen die Mavericks durch Raef LaFrentz mit 85:84 erstmals in Führung. Sie sollten sie nicht mehr abgeben.

Das letzte Viertel entschieden sie mit 29:10 für sich. „Ich habe nur noch blaue Shirts auf dem Parkett spielen sehen. Sie wollten gewinnen und haben verdient gewonnen“, sagte Spurs-Headcoach Gregg Popovich schwer angesäuert. Nowitzki indes war hellauf begeistert.

„Dass wir das noch umgedreht haben, war Wahnsinn“, sagte Nowitzki, „die Jungs haben unheimlich Charakter bewiesen.“ Der Würzburger saß neben seinem Nationalmannschaftskollegen Shawn Bradley und begeisterte sich mit zunehmender Spieldauer für seine Kollegen. „Das war eine riesige Teamleistung“, sagte Nowitzki, „darauf können wir stolz sein.“ Im Gegensatz zum vierten Spiel hat es ihm diesmal auch von „draußen Spaß gemacht“. Sollte sein Team zum 3:3 ausgleichen können, hätte er im siebten Spiel in San Antonio eine letzte Chance, sich und seinem Team den Traum vom NBA- Finale zu erfüllen.

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