zum Hauptinhalt
Zuhören! Christian Dünnes (rechts) im Dialog mit Trainer Mihai Paduretu. Foto: dpa

© dpa

Sport: Der Wertvollste

Christian Dünnes ist der beste Diagonalangreifer der Saison – heute will er mit Haching im vierten Finalspiel gegen die Berlin Volleys den Titel holen.

Berlin - Christian Dünnes sagte höflich „Danke“, hob kurz die Trophäe nach oben, das war’s dann aber auch schon. Mehr Emotionen hielt er für unnötig. Was war denn auch groß passiert? Mark Lebedew, der Trainer des Berliner Volleyball-Bundesligisten BR Volleys, hatte ihn zum wertvollsten Hachinger Spieler dieser Partie gewählt. Und Jörg Papenheim, Vorstandsmitglied der Deutschen Volleyball-Liga, hatte ihm eine Sekunde zuvor einen Pokal überreicht, als „wertvollster Diagonalangreifer der Saison“. Na und? Zum wertvollsten Spieler einer Partie ist er schon acht Mal gewählt worden, und die andere Ehrung? Nett, aber nicht mehr. Den Fans in der Halle in Unterhaching war das alles egal. Sie feierten am Samstagabend den 3:1-Sieg ihrer Mannschaft im dritten Finalspiel, also feierten sie Dünnes gleich mit.

„An Christian Dünnes“, sagt Kaweh Niroomand, der Volleys-Manager, „schätze ich seine westfälische Ruhe.“ Noch mehr schätzt er allerdings Dünnes enorme sportliche Qualitäten. Deshalb hätte er ihn gerne seit Jahren in seiner Mannschaft; auch vor der vergangenen Saison waren sie in Kontakt. Doch Dünnes wechselte von Düren lieber nach Haching. Dort ist er eine prägende Figur, enorm stark im Angriff, stark auch bei den Sprungaufgaben. „Er macht auch Bälle tot, die nicht optimal zugespielt sind“, sagt Niroomand. Er wäre Dünnes sehr verbunden, wenn der diese Fähigkeit heute nicht demonstrieren würde. Wenn Haching das vierte Finalspiel gewinnt (19.30 Uhr, Schmeling-Halle, live auf www.berlin-recycling.de), ist das Team Deutscher Meister.

Vergangenen Dienstag war Dünnes auch schon in Berlin, damals lieferte er sein wohl miserabelstes Saisonspiel; Berlin demütigte Haching in der zweiten Finalpartie 3:0. „Ich habe schlecht gespielt“, sagte Dünnes danach. Allerdings: „Die ganze Mannschaft war schlecht.“

Aber der 2,08 Meter große Angreifer steckt so etwas besonders schnell weg, das hat er in Italien gelernt. Vier Jahre spielte er in Piacenza, von 2005 bis 2009, in Italien entwickelte sich Dünnes zum Spitzenspieler, eigentlich eine kuriose Geschichte. Vor seinem Wechsel nach Piacenza hatte er noch überlegt, ob er seine Laufbahn beenden sollte. Die Knie schmerzten doch enorm.

In Italien entwickelte Dünnes jene Wettkampfhärte, die ihm und Haching jetzt entgegenkommen. „Dort spielt man ständig gegen Topteams, du musst dort immer ans Maximum gehen.“ Und dort verinnerlichte er einen Satz: Du darfst nie aufgeben. Im Finale um die italienische Meisterschaft 2009 traf Piacenza auf das Weltklasseteam Trentino. Es stand 2:2, Piacenza musste im fünften Spiel auswärts antreten. Trentino stand kurz vor dem Matchball, aber Piacenza drehte die Partie und gewann noch 3:2. „Das bereitet einen gut auf die Play-offs in Deutschland vor“, sagt Dünnes.

Er ist der Mann für die Big points bei Haching, aber nicht der Alleinunterhalter im Angriff. Haching setzt in dieser Saison auf ein kompaktes Mannschaftsspiel. „Du wirst nicht jeden Angriffsball erhalten“, hat Hachings Trainer Mihai Paduretu seinem Neuzugang zu Saisonbeginn gesagt. Der hat damit keine Probleme, er kommt trotzdem auf genügend Punkte.

6385 Zuschauer in Berlin sorgten am vergangenen Dienstag für einen Höllenlärm, heute kommen möglicherweise noch mehr. Paduretu ist schwer beeindruckt von dieser Atmosphäre, sein Diagonalangreifer Dünnes weniger. Die Kulisse? „Imponiert mir nicht“, sagt er. „Als wir im Dezember hier spielten, waren auch 4500 Leute da.“ Dann setzt er trocken hinzu: „Wir haben 3:0 gewonnen.“

Zur Startseite