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Sport: Der zweite Fall

Der Wettskandal nimmt kein Ende – Schiedsrichter Dominik Marks muss in Untersuchungshaft

Berlin - Der Fußball-Wettskandal, der einmal in der Rankestraße im Café King begonnen hat, hat längst eine neue Adresse: Turmstraße 91. Hier wirft das Kriminalgericht Moabit einen tiefen Schatten auf die Treppenstufen, auf denen Michael Grunwald steht und zum wiederholten Male den jüngsten Stand jener Affäre verkündet, die er den „so genannten Fall Hoyzer“ nennt. „Am Mittwochabend ist der DFB-Schiedsrichter Dominik Marks verhaftet worden“, sagt der Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft in die Mikrofone. „Gegen ihn besteht der Verdacht des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betruges in drei Fällen, der Verbrechensverabredung und der Geldwäsche.“ Die zuständige Ermittlungsrichterin ordnete nach der Vernehmung des Beschuldigten Untersuchungshaft an. Marks bestreitet die Vorwürfe. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.

Zwei Minuten lang beantwortet Grunwald Fragen, die meisten mit „Kann ich nicht sagen“ oder „Kein Kommentar“, dann verschwindet er wieder hinter den schweren Holztüren des Kriminalgerichts. Spätestens in diesem Moment ist aus dem Fall Hoyzer auch ein Fall Marks geworden. Der Schiedsrichter aus Stendal, der in Berlin wohnt, soll im Jahr 2004 an der Manipulation von drei Fußballspielen beteiligt gewesen sein. Außerdem beschuldigt ihn die Staatsanwaltschaft, von sich aus über den geständigen Schiedsrichter Robert Hoyzer dem Mitbeschuldigten Ante S. angeboten zu haben, ein Spiel zu beeinflussen. Schließlich soll Marks auch ein Darlehen von 7000 Euro angenommen haben, von dem er wusste, dass das Geld aus den Wettgewinnen manipulierter Spiele stammte. Marks soll nach Hoyzers Angaben außerdem 30 000 Euro für die Manipulation des Zweitligaspiels zwischen dem Karlsruher SC und dem MSV Duisburg (0:3) erhalten haben.

Im Kollegenkreis galt Marks stets als Einzelgänger. Umso mehr wunderten sich die Schiedsrichter, als er sich Mitte Januar beim Lehrgang in Frankfurt auffällig mit Robert Hoyzer von den restlichen Kollegen absonderte. Schiedsrichter Torsten Koop aus Lüttenmark berichtete später, Hoyzer habe ihn in Begleitung von Marks auf seinem Hotelzimmer besucht und ihn zu Manipulationen aufgefordert. Als die Schiedsrichter nach dem Lehrgang auf dem Frankfurter Flughafen auf ihre Heimflüge warteten, soll Marks sich die Zeit mit Hoyzer mit einem Einkaufsbummel durch teure Boutiquen vertrieben haben. „Dominik war wie Robert sehr auf teure Kleidung fixiert. Beide hatten sie immer die neuesten Handys und sind mit ihrem Geld sehr offensiv aufgetreten“, sagt ein Schiedsrichterkollege.

Dabei war Marks Berufsanfänger, erst im vergangenen Herbst hatte er nach abgeschlossenem Studium eine Stelle bei einem renommierten Wirtschaftsprüfungsunternehmen angetreten. Mit seiner Frau und seinem Sohn wohnt er in Friedenau. Von dem angeblichen Manipulationslohn soll er seiner Frau ein neues Auto gekauft haben. Dieses Auto soll die Staatsanwaltschaft mittlerweile gepfändet haben.

Genau vor einer Woche war die Unschuldsvermutung für Marks erstmals öffentlich angezweifelt worden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte trotz der Beteuerungen des Schiedsrichters, nicht manipuliert zu haben, die Wiederholung des von ihm geleiteten Regionalliga-Spiels zwischen den Amateuren von Hertha BSC und den Amateuren von Arminia Bielefeld (2:1) angeordnet. Bei dem Spiel hatte Marks den Bielefeldern ein Tor verwehrt und Hertha einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen.

Mit der Festnahme von Marks sieht Hoyzers Anwalt die Glaubwürdigkeit seines Mandanten gestärkt. „Bisher haben sich alle Aussagen von Herrn Hoyzer bestätigt“, sagt Hoyzers Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner auf Nachfrage. „Staatsanwaltschaft und DFB wären heute nicht so weit wie sie sind, wenn mein Mandant nicht ein umfassendes Geständnis abgelegt hätte“. Dem stimmt auch DFB-Präsident Theo Zwanziger zu: „Wir fühlen uns durch die Verhaftung in unserer Einschätzung bestätigt.“ Schon vor einer Woche hatte Zwanziger betont, dass die Vernehmungsprotokolle den Schluss zuließen, dass Hoyzer „bezüglich seiner Kollegen die Wahrheit sagt“.

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