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Sport: Der Zweite siegt

Umstrittene Strafe bringt Hamilton um den Erfolg beim chaotischen Formel-1-Grand-Prix von Belgien

Die schwarzen Regenwolken entluden sich am Ende – und brachten ein beträchtliches Chaos in die letzten Runden des Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps. Der große Schock für Lewis Hamilton, der in seinem Mercedes als Erster ins Ziel gefahren war, kam jedoch erst zweieinhalb Stunden später: Da verlor er seinen Sieg an den Ferrari-Piloten Felipe Massa. Grund dafür war eine Entscheidung der Sportkommissare des Weltverbandes Fia, Hamilton eine 25-Sekunden- Zeitstrafe aufzubrummen. Hinter Nick Heidfeld im BMW-Sauber fiel Hamilton sogar auf Rang drei zurück.

Er habe sich durch das Auslassen der Schikane in der vorletzten Runde einen Vorteil gegenüber Kimi Räikkönen verschafft, lautete der Vorwurf. Hamilton war sich jedoch schon vor der Untersuchung keines Vergehens bewusst: „Das eine Mal, als ich ihn durch das Abschneiden der Schikane überholt habe, habe ich ihn ja wieder vorbeigelassen und ihn dann erst später wieder überholt. Wenn es da eine Strafe für mich geben sollte, dann ist irgendetwas falsch.“

Die meisten Beobachter und Experten teilten Hamiltons Ansicht. Im Statement von Mercedes hieß es dazu, dass „Lewis vom Gas gegangen war und 6 km/h langsamer als Kimi war, als sie die Start- und Ziellinie überquerten. Nachdem er die Führung an Kimi zurückgegeben hatte, positionierte Lewis sein Auto neu, fuhr herüber und hinter Kimi auf die rechte Seite und bremste ihn dann auf dem Weg in die Haarnadelkurve aus.“ Der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige RTL-Experte Christian Danner sagte: „Es war eine ganz normale Rennsituation, in der Räikkönen Hamilton sogar rausgekickt hat, was aber völlig okay ist.“ Die Untersuchung sei in Ordnung, nur könne dabei eigentlich nichts herauskommen.“

Er sollte sich irren – die Fia-Kommissare folgten offensichtlich der Ferrari- Meinung, dass Hamilton sich dennoch einen Vorteil für die nächste Beschleunigungsphase verschafft hätte, weil er dichter im Windschatten des Finnen gelegen hatte als zuvor. Gerhard Berger, heutiger Toro-Rosso-Teamchef vermutete, die Italiener hätten sich wohl „daran aufgehängt, dass Lewis sofort wieder Gas gegeben hat, als er direkt hinter Kimi war“. Sein österreichischer Landsmann Niki Lauda bemerkte allerdings, es könne eigentlich nicht sein, dass man für so etwas bestraft werde.

Bei McLaren-Mercedes war das Entsetzen groß. „Wir haben damit nie gerechnet, wir verstehen auch die Argumentation der Fia nicht“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Die ganze Aktion sei zudem ja nicht rennentscheidend gewesen, Räikkönen flog wenig später sowieso ohne Fremdeinfluss von der Strecke. McLaren-Mercedes verkündete bereits, Einspruch einlegen zu wollen. Gute Chancen sieht Haug darin jedoch nicht. Gerade bei Entscheidungen zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes wurde die Objektivität der Fia schon öfter angezweifelt. Nun steht sie wieder in Frage.

Nach dem Urteil führt Hamilton in der WM nur noch mit 76 zu 74 Punkten vor dem nachträglich zum Sieger gekürten Brasilianer Massa. Die Sportkommissare bestraften jedoch nicht nur Hamilton. Timo Glock schien sich als Achter noch den letzten Punkt gesichert zu haben. Doch auch er erhielt eine 25-Sekunden-Strafe, weil er in der letzten Kurve Mark Webber unter gelber Flagge überholt hatte. Einzig Sebastian Vettel war mit seinem fünften Platz glücklich. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, aber was sich da in der letzten Runde abgespielt hat, das habe ich noch nie erlebt.“

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