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Augen zu und Gas geben. Schumacher erhofft sich in dieser Saison Siege. Foto: Reuters

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Sport: Der zweite zweite Anlauf

Nach der enttäuschenden Comeback-Saison will Michael Schumacher zeigen, dass er noch fahren kann

Das erste Jahr seiner Rückkehr liegt auf der Bewertungsskala für Legenden irgendwo zwischen entmystifizierend und enttäuschend. Aber jetzt, im zweiten, soll alles besser werden – davon ist Michael Schumacher überzeugt. Der Rekord-Weltmeister hat sich für die zweite Saison nach seinem Comeback eine deutliche Steigerung vorgenommen und gibt sich sehr optimistisch, dass er und sein Rennstall dieses Ziel auch erreichen können. „Mercedes hat einen großen Schritt mit dem neuen Auto geschafft“, sagt der siebenmalige Weltmeister, „die neuen Teile, die wir in Barcelona hatten, haben einen großen Unterschied gemacht.“

Wie groß dieser Schritt nach vorne im Vergleich zur Konkurrenz ausgefallen ist, wird sich freilich in der Qualifikation zum Großen Preis von Australien am Sonnabend zeigen. Aus den reinen Testergebnissen lassen sich keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Schumacher versucht es trotzdem, und er geht sehr weit. Während das Gros der Experten die Silbernen eher im Kampf um Platz drei hinter Red Bull und Ferrari wähnt, glaubt der mittlerweile 42-Jährige: „Ich denke, dass auch wir um den Platz des zweitschnellsten Teams kämpfen können.“

Schumachers Teamkollege Nico Rosberg bestätigt den Aufwärtstrend bei den letzten Testfahrten in Barcelona: „Da kam dann auf einmal die gesamte Performance aufs Auto.“ Nach den ersten Testfahrten hatten ihn noch große Zweifel geplagt. „Herb“ und „ein bisschen erschreckend“ sei es gewesen, zuerst so langsam zu sein, „aber als die neuen Teile kamen, hat alles gut geklappt. Noch sind wir nicht die Schnellsten, was unser Ziel ist, aber es wird wichtig sein, mit ein paar guten Ergebnissen zu beginnen.“

Schumacher umschreibt die Zielvorgabe so: „Wir wollen um Podestplätze kämpfen und Rennen gewinnen.“ Ein Grand-Prix-Sieg sei „vielleicht“ möglich. „In Hinblick auf die WM müssen wir vorsichtig sein – so weit sind wir noch nicht.“ Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde man natürlich versuchen, sie zu ergreifen, aber realistisch gesehen sei Mercedes zu Saisonbeginn noch kein Titelanwärter. Dafür sei der Rückstand aus der vergangenen Saison zu groß gewesen. An die Erfüllung seines Dreijahresplanes mit dem WM-Titelgewinn am Ende glaubt er weiterhin fest. So fest, dass er kritische Fragen gleich abwehrt: „Es wird klappen!“

Fast noch spannender als die Frage, wo Mercedes sich in der diesjährigen Meute einsortieren wird, ist aber das Stallduell Schumacher – Rosberg. 2010 stellte Rosberg die Formel-1-Legende eindeutig in den Schatten – als erster Teamkollege überhaupt in Schumachers langer Karriere. Das will der Rekordweltmeister in diesem Jahr natürlich ändern. Doch das wird nicht so leicht. Rosberg mag seine langen blonden Haare im Zuge eines Stilwechsels gestutzt haben, doch ein radikaler Kurswechsel im Rennauto ist kaum zu erwarten. Schumacher schwant wohl schon, dass der 25-Jährige ihn endgültig in den Ruhestand schicken könnte. Und betont deshalb vorsichtshalber schon einmal, wie gut der Jüngere doch sei und wie schwierig diese Aufgabe daher werden würde.

Rosberg brennt jedenfalls auch dieses Jahr darauf, seinem prominenten Stallgefährten davonzujagen. Die Tatsache, dass sich bei Mercedes viele Dinge doch immer noch eher um Michael Schumacher als um ihn zu drehen scheinen, obwohl er doch im letzten Jahr der Schnellere war, kann ihm nicht gefallen und gefällt ihm auch nicht wirklich. Dass er jetzt mit einem ehemaligen Boulevard-Journalisten einen eigenen PR- und Pressebetreuer engagiert hat, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass er in Zukunft auch seine Leistungen entsprechend gewürdigt sehen möchte. Der frühere Grand-Prix-Pilot Christian Danner sieht die sportlichen Vorteile jedenfalls bei Rosberg: „Ich glaube nicht, dass Schumacher das in der Grundtendenz noch einmal umbiegen kann.“

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