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Tibor Pleiß (links) und Jan-Hendrik Jagla stemmen sich dem Argentinier Luis Scola entgegen.

© dpa

Deutsche Basketballer: Grandios gescheitert

Zum WM-Auftakt verliert die deutsche Basketball-Nationalmannschaft denkbar knapp mit 74:78 gegen den großen Favoriten Argentinien. Zu viele unnötige Ballverluste und Fehlwürfe verhinderten die Sensation.

Luis Scola warf einen ungläubigen und nachdenklichen Blick in Richtung Hallendecke, wo in der Kadir-Has-Arena von Kayseri die Anzeigetafeln hängen. Was der argentinische NBA-Profi knapp fünf Minuten vor Schluss des WM-Spiels gegen Deutschland sah, gefiel dem 30-Jährigen gar nicht. Bereits mit 14 Punkten hatte sein Team, immerhin Weltranglistenerster und Olympia-Dritter,gegen die junge deutsche Mannschaft geführt. Doch nun hatte Steffen Hamann mit einem für ihn äußerst untypischen Sprungwurf auf 63:68 verkürzt, das gesamte deutsche Team war jubelnd aufgesprungen. Und Scola musste tatsächlich bis zurSchlusssirene zittern, ehe seine Mannschaft die Deutschen mit 78:74 (39:42) niedergerungen hatten – am Ende hatte die Routine doch noch den entscheidenden Vorteil gebracht. In den anderen beiden Spielen der Gruppe A setzte sichAustralien zunächst mit viel Mühe und Glück 76:75 (32:39) gegen Jordanien durch, Serbien ließ Angola beim 94:44 (43:18)-Sieg nicht die Spur einer Chance.Dabei mussten die Serben auf ihre beiden Stars Milos Teodosic und Nenad Krstic verzichten, die nach einer Massenschlägerei in einem Testspiel gegen Griechenland gesperrt worden waren und auch im heutigen zweiten Gruppenspiel gegen Deutschland (18 Uhr, live bei Sport1) fehlen werden.

Die Hoffnung der Deutschen gegen den Favoriten bestand vor allem darin, möglichst lange im Spiel zu bleiben und am Ende „die jüngeren Beine“ zu haben, wie es Bundestrainer Dirk Bauermann formuliert hatte. In der mit rund 6000 Zuschauern gut gefüllten Halle gelang das zunächst gut: Nur einmal wurden die vielen argentinischen Fans lauter, als die Deutschen beim Stand von 24:33 bedenklich zurücklagen; bis zur Pause war aber wieder alles offen. Der hervorragend treffende Demond Greene, am Ende mit 20 Punkten bester deutscherWerfer, verwandelte mit der Halbzeitsirene sogar einen Dreipunktewurf zur 42:39-Führung. Hätte sich Bauermanns Team nicht so viele unnötige Ballverluste erlaubt, wäre es der Sensation zu diesem Zeitpunkt noch näher gewesen.

Nach der Pause kam ein zweites Problem dazu: zu viele Fouls. Immer wieder punkteten die Argentinier von der Freiwurflinie aus. Angeführt von ihren NBA-Profis Scola und Carlos Delfino erzielte Argentinien 14 Punkte inFolge und setzte sich auf 63:49 ab, ehe Tibor Pleiß mit zwei Freiwürfen verkürzen konnte.

Im Schlussviertel allerdings trat das ein, was der deutscheTrainer herbeigesehnt hatte: Während seine minimal verstärkte U-23-Auswahl immer noch rannte, sprang und verteidigte, wurden die Südamerikaner tatsächlich etwas müde. Und plötzlich fingen die Deutschen wieder an zu treffen. Erst entkam Elias Harris seinem Gegenspieler für einen Dunking, dann traf der gerade eingewechselte Philipp Schwethelm einen Dreier. Das Spiel war wieder völlig offen. 30 Sekunden vor Schluss hatten die Deutschen Ballbesitz und die Chance, dasSpiel beim Stand von 74:75 zu gewinnen. Doch unter dem ohrenbetäubenden Piffen der türkischen Zuschauer, die sich mit der argentinischen Enklave verbrüdert hatten, ließ sich Greene den Ball von seinem Gegenspieler aus der Hand schlagen, Delfino wurde gefoult und verwandelte seelenruhig zwei Freiwürfe. Im Gegenzug vergab Hamann zweimal von der Linie, das so packende Spiel war endgültig für die Deutschen verloren.

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