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© dpa

Deutsche Eislauf-Union: Sexuelle Vorwürfe: "Das grenzt bald an Rufmord"

Nach den Vorwürfen der sexuellen Belästigung wächst der Druck auf Udo Dönsdorf, den Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, und seinen Verband. Der Vizepräsident äußerte sich indes genervt: Das „grenzt bald an Rufmord“.

Udo Harnos klingt erkennbar genervt, er mag eigentlich gar nicht mehr über den Fall Dönsdorf reden. Udo Dönsdorf, der Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), soll den Berliner Eistänzer Sascha Rabe sexuell belästigt haben. Harnos ist Vizepräsident der DEU, und jetzt liegt noch eine Aussage von Rabe vor. Zwei Eisläufer, ein aktiver und ein ehemaliger, hätten ihn angerufen, hatte Rabe dem Tagesspiegel berichtet. Diese hätten erzählt, dass sie Ähnliches mit Dönsdorf erlebt hätten wie er.

Und wie geht Harnos damit um, der Rechtsanwalt, der Vizepräsident der DEU? Harnos sagt: „Wir nehmen das erstmal nur zur Kenntnis. Aber wir werden nicht darauf reagieren.“ Das sei jetzt Sache von Dönsdorfs Anwalt. Der müsse mit seinem Mandanten entscheiden, wie sie mit diesem Vorwurf umgehen. Die DEU könne das nicht. „Wir können doch nicht zu jedem Läufer hingehen und nachfragen, ob er der Betroffene sein könnte.“ Dönsdorfs Anwalt war gestern nicht zu erreichen. Rabe selber hat die DEU auch nicht informiert. Er wollte das nicht. Er habe den Anrufern nur erzählt, die sollten an die Öffentlichkeit gehen, wenn sie es für richtig hielten, sagt der 23-Jährige.

"Genauso wie es einen Menschen Rabe gibt, gibt es einen Menschen Dönsdorf“

Aber der Druck auf die DEU nimmt zu, sich zu erklären. Das Bundesinnenministerium fordert eine Stellungnahme, auch Walter Bergmann, der Präsident des Eissportverbands Berlin, hat die DEU-Führung dazu aufgefordert, den ganzen Fall aufzuklären und transparent darzustellen. Doch aus Sicht der DEU-Spitze gibt es nichts mehr aufzuklären. „Wir haben alles, was objektivierbar zu ermitteln war, abgeklärt“, sagt Harnos. „Aber genauso wie es einen Menschen Rabe gibt, gibt es einen Menschen Dönsdorf.“ Und was dem derzeit vorgeworfen werde, das „grenzt bald an Rufmord“.

Harnos sieht eher die Kommunikation als Problem. DEU-Vizepräsidentin Elke Treitz habe ein konstruktives Telefongespräch mit Rabe geführt, nachdem der einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Sie habe ihm erklärt, dass die DEU ihn in seiner sportlichen Entwicklung bestmöglich unterstütze. Dann aber habe Rabes Rechtsanwältin Karla Vogt-Röller der DEU mitgeteilt, die solle ihren Mandanten gefälligst nicht mehr kontaktieren. Die Anwältin erklärte dem Tagesspiegel, sie habe der DEU nur mitgeteilt, die Kommunikation mit Rabe solle über sie laufen, damit ihr Mandant Ruhe finde. „Die haben den mitten in einer Vorlesung an der Uni angerufen. Da war der erstmal überfordert.“ Und danach sei er „völlig fertig gewesen“.

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