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Sport: Deutsche Footballspieler wie Jörg Heckenbach und Christian Czwalinna halten mit den Amerikanern mit

Sieht so der junge deutsche Footballspieler aus, der in der National Football League Europe (NFLE) den großen Traum träumt, eines fernen Tages den Sprung in die richtige NFL zu schaffen, die Liga der Sport-Millionäre? Christian Czwalinna grinst.

Sieht so der junge deutsche Footballspieler aus, der in der National Football League Europe (NFLE) den großen Traum träumt, eines fernen Tages den Sprung in die richtige NFL zu schaffen, die Liga der Sport-Millionäre? Christian Czwalinna grinst. Er ist schon 29 Jahre alt, bestreitet seine erste Saison in der NFLE und ist fernab vom Glauben, durch American Football je reich zu werden. Der gebürtige Berliner hat andere Gründe für sein Engagement bei Berlin Thunder: "Für mich ist das ein bisschen Spaß am Karriereende", sagt er, "was kann ich mehr verlangen? Ich kann bei schönem Wetter meinem Lieblingshobby nachgehen und werde dafür auch noch bezahlt." Nein, so sieht er nicht aus, der Spieler, der von einer Karriere in den USA träumt.

Überhaupt war Czwalinna ja schon da. Er hat vier Jahre in New Haven am College Psychologie und Geschichte studiert, seinen Bachelor gemacht und eine ganz gute Rolle im Team der Uni gespielt. Er ist mit den Berlin Adlern Deutscher Meister geworden, war Nationalspieler. Das ist schon was, Christian Czwalinna findet sogar: "Mehr kann man als deutscher Footballer kaum erreichen." Womit er Recht hat. Trotzdem ist der Verteidiger, der bisher nur selten bei Thunder zum Einsatz kam, mit Ehrgeiz bei der Sache. In so einem professionellen Umfeld hat er noch nie gearbeitet. Außerdem ist er schließlich aus vielen Bewerbern ausgewählt worden, was ihn stolz macht. Nur ist er Realist genug, selbst im Glücksfall "könnte man sich nach zehn Jahren NFLE nicht zur Ruhe setzen". 15 000 kriegt er für knapp vier Monate bei Thunder, sagt er, wie die meisten anderen auch. Dollar oder Mark? Czwalinna grinst wieder: "Ehrlich, das weiß ich nicht genau."

"Nationals" werden Spieler wie er genannt. Die NFLE-Teams sind gezwungen, acht von ihnen aufzunehmen; die Sportart braucht bei ihrem Eroberungszug durch Europa Local heroes. Ingo Seibert ist so einer geworden, auch Werner Hippler, beide bei Frankfurt Galaxy. Der Berliner Richard Yancy, der am vergangenen Sonnabend einen Touchdown gegen die Scottish Claymores erzielte, ist auf dem Weg dahin. Andere, wie die Kicker Axel Kruse (Thunder), Manfred Burgsmüller (Rhein Fire) oder Ralf Kleinmann (Galaxy) wurden ebenfalls zu Leistungsträgern. Hippler, der einzige deutsche "National", dem in der NFLE zwei Touchdowns in einem Spiel gelangen, bekam 1996 sogar einen NFL-Vertrag bei den San Diego Chargers. Wenn er auch nur zur Reserve zählte - "3500 Dollar die Woche hat er bekommen. Davon kann man schon leben". Eine NFL-Saison dauert vier Monate. Da kommt ein Sümmchen zusammen.

Der das erzählt, ist Jörg Heckenbach, ein weiterer "National" von Thunder. Er ist 25 Jahre alt, ein Angriffsspieler, der sich in der NFLE durchgesetzt hat. Er träumt durchaus, er rechnet und hofft. Heckenbach weiß sehr wohl, dass er in Dollar bezahlt wird. Mark kassiert der Versicherungsmakler, der sich gerade selbstständig gemacht hat, als Bundesligaspieler der Braunschweig Lions, für die er nach der NFLE-Saison antritt. Zum gleichen Preis, wird geschätzt. Deutsche Spitzenvereine in Braunschweig oder Hamburg zahlen nicht schlechter als die NFLE.

Jörg Heckenbach glaubt von sich, dass er das Zeug hätte, in der NFL zu spielen. "Ich bin nicht schlechter als die Amerikaner bei uns." Also auch ein Kandidat. Er ist athletisch gut, schnell, fängt seine Pässe. Auch sein Trainer Peter Vaas lobt ihn regelmäßig. "Wir wollen nicht als National behandelt werden", fordert Heckenbach. "Viele unserer Amerikaner denken, wir seien nur dabei, weil ja Nationals dabei sein müssen. Aber wir dürfen nicht zurückhaltend sein und wollen Leistung zeigen." Im vierten Jahr versucht Heckenbach sein Glück in der NFLE. Die ersten zwei Jahre in Frankfurt wurden ihm kaum Chancen geboten. "Das ist ungerecht. Die Besten sollen spielen", verlangt er. In Berlin läuft es besser, aber nach seinem Geschmack noch nicht gut genug. Jörg Heckenbach träumt vielleicht nicht gleich von der NFL. Aber von seinem ersten Touchdown. Der ist überfällig. Am Sonntag in Schottland besteht die nächste Chance dazu.

Dietmar Wenck

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