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Reinhard Rauball

© dpa

Deutsche Fußball Liga: Kein bisschen Frieden

Der neue DFL-Präsident Reinhard Rauball muss sich zunächst als interner Schlichter betätigen.

Mit einem Mal war der Frieden vorbei. Nach gegenseitigen Lobesreden und der Präsentation makelloser Bilanzen trat Michael Meier, der Manager des 1. FC Köln, vor die Versammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und wurde persönlich. „Ich weiß, dass Sie eine Affinität zu den 68ern haben und sich früher mit langen Haaren auf der Straße geprügelt haben“, sagte Meier in Richtung des scheidenden DFL-Präsidenten Wolfgang Holzhäuser. Die am Dienstag in Berlin versammelten Manager der 36 Vereine der Bundesliga und der Zweiten Liga hielten den Atem an. Dann rief Meier in Richtung Holzhäuser: „Machen Sie keine außerparlamentarische Opposition auf!“ Der Applaus der Delegierten fiel lang und deutlich aus. Doch die Harmonie, die die DFL mit der einstimmigen Wahl von Borussia Dortmunds Präsidenten Reinhard Rauball zum neuen DFL- Chef demonstrieren wollte, war dahin.

Schonungslos hatte der Alt-68er Holzhäuser in einem Tagesspiegel-Interview die Versäumnisse des Ligaverbandes angeprangert. Zu engstirnig seien die Funktionäre, da sie keine Beratung von außen wünschten: „Die DFL schmort in ihrem eigenen Saft.“ Holzhäuser hatte auch bemängelt, dass die inhaltliche Arbeit aufgrund des Postengerangels liegen geblieben sei. Rauball kündigte an, nun Disziplin herstellen zu wollen. „Der interne Zirkel muss zusammenhalten“, sagte Rauball. Wie das allerdings gehen soll, ist angesichts der Fliehkräfte im sich rasant wandelnden Unterhaltungsgeschäft Fußball-Bundesliga eine offene Frage.

Kluft zwischen Kapitalgesellschaften und Zweitliga-Aufsteigern

Zwar wurden viele Strukturreformen ohne Gegenstimme verabschiedet, auch die Wahlen von Vorstand und Aufsichtsrat verliefen reibungslos – so sehr, dass Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gar von „DDR-Wahlen“ sprach. Trotzdem musste Rauball eingestehen, dass „wir als DFL eine schwierige Zeit vor uns haben“. Zu deutlich sind die unterschiedlichen Interessen zwischen Bundesliga und Zweiter Liga, zu sehr denken die Vereine an ihre eigene Vermarktung, als dass sie ohne Widerspruch der Einführung eines einheitlichen Balls zustimmen würden. Die Kluft zwischen Kapitalgesellschaften, die sich Geld am Finanzmarkt zu verschaffen versuchen, und Zweitliga-Aufsteigern, die Solidarität einfordern, wächst weiter.

Diese Kluft wird eines von Rauballs Betätigungsfeldern. Er kündigte eine faire Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) an, der sich unter Präsident Theo Zwanziger als wichtiger Vertreter der Amateurvereine sieht. Ausgerechnet der als Gast aus seinem Urlaub angereiste DFB-Chef hielt in Berlin die mitreißendste Rede und erinnerte an die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs. „Wir können gern jedes Jahr über die Ausgestaltung des Grundlagenvertrages zwischen DFB und DFL reden“, sagte Zwanziger mit Blick auf Forderungen nach mehr Geld für die Profivereine. „Aber für die Gesamtstruktur wird uns nicht viel Neues einfallen.“ Liga und Verband seien „untrennbar und unauflösbar miteinander verbunden“, stellte Zwanziger klar.

So geht es wohl auch den in der DFL organisierten Klubs untereinander. Selbst Wolfgang Holzhäuser sah das ein. Er sagte, er wolle sich künftig öffentlich zurückhalten: „Die langen Haare habe ich mir ja schon lange abgeschnitten.“

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