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Deutsche Leichtathletik: Ein Comeback zum Staunen

So stark wie jetzt bei der Hallen-EM in Turin waren die deutschen Leichtathleten zuletzt vor elf Jahren.

Die deutsche Leichtathletik hat am vergangenen Wochenende ein erstaunliches Comeback gegeben: Zehn Medaillen, darunter drei goldene, gewannen die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bei den Hallen-Europameisterschaften in Turin. Der spektakuläre Weitsprung-Europarekord von Sebastian Bayer (8,71 Meter) war der deutsche Höhepunkt von Turin, aber nicht die einzige starke Leistung. Eine zweistellige Zahl von Podestplätzen hatten deutsche Athleten bei den kontinentalen Hallen-Titelkämpfen zuletzt vor elf Jahren erreicht. Dass das Turin-Team im Medaillenspiegel hinter Russland Platz zwei belegte, ist bemerkenswert.

Allerdings darf man die Ergebnisse auch nicht überbewerten, denn weltweit herrscht in den meisten Disziplinen noch ein mitunter deutlich höheres Niveau. Prognosen bezüglich der WM im August in Berlin sind daher schwer. Zwei Dinge aber sprechen für eine vielversprechende weitere Entwicklung der deutschen Leichtathletik. Zum einen ist es das Alter: Acht der zehn Medaillengewinner von Turin sind zwischen 21 und 25 Jahre alt. Hinzu kommt, dass es auch in Disziplinen aufwärts geht, die zu den attraktivsten der Leichtathletik gehören. Dazu zählt zum Beispiel der Sprint.

Verena Sailer (MTG Mannheim) gewann über 60 Meter eine Bronzemedaille, nachdem sie tags zuvor im Halbfinale mit 7,17 Sekunden eine europäische Jahresbestzeit aufgestellt hatte, die auch im Endlauf nicht mehr verbessert wurde. „Nach dem Halbfinale habe ich versucht, mich nicht zu verrückt zu machen“, sagte die 23-Jährige, die die erste deutsche Sprintmedaille bei der Hallen-EM seit Melanie Paschkes Sieg 1998 gewann. Auch bei den Männern ging es im Sprint in der Halle aufwärts, auch wenn das in Turin noch nicht ganz so sichtbar wurde. Christian Blum (Quelle Fürth-München) fehlte verletzungsbedingt, nachdem er mit 6,56 Sekunden eine europäische Spitzenzeit erreicht hatte. Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek) blieb mit 6,59 Sekunden im EM-Halbfinale hängen.

Hochspringerin Ariane Friedrich (Eintracht Frankfurt), die wie Petra Lammert (SC Neubrandenburg/Kugelstoßen) Gold gewann, ist nach ihrem dritten Sieg über Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien) eine große Medaillenhoffnung für die WM in Berlin. Trotz Halsschmerzen sprang sie 2,01 Meter. Sebastian Bayer (Bremer LT) gelang in der Halle der bisher zweitbeste Sprung überhaupt. „Man kann sich in Berlin unsterblich machen“, hatte er vor kurzem in einem Interview gesagt. Nach Turin wollte er die Erwartungen jedoch zunächst etwas dämpfen: „Das WM-Finale bleibt mein Ziel.“

Doch in Turin zeigte die deutsche Leichtathletik nicht alles, was sie zu bieten hat. Betty Heidler (Hammer) und Robert Harting (Diskus) oder auch Marathonläuferin Irina Mikitenko haben ebenfalls gute Chancen in Berlin. „Die Erfolge von Turin sind gut für die WM“, sagte Ariane Friedrich. Auf der Internetseite der WM datierte am Montagnachmittag die aktuellste Meldung vom 13. Februar. Das Comeback der deutschen Leichtathletik findet dort nicht statt.

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