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Sport: Deutsche Nationalelf: Alle geben ihren Senf dazu: von Rehhagel über Magath bis Geyer

Während die Mannschaften aus Frankreich und Italien im EM-Endspiel den Nachfolger der deutschen Nationalmannschaft ausspielten, lief im Land des entthronten Europameisters die schonungslose Aufarbeitung weiter auf vollen Touren. Die Nationalspieler des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben sich nach den kläglichen Leistungen beim EM-Turnier mit ihren gegenseitigen Schuldzuweisungen weiter ins Abseits gebracht.

Während die Mannschaften aus Frankreich und Italien im EM-Endspiel den Nachfolger der deutschen Nationalmannschaft ausspielten, lief im Land des entthronten Europameisters die schonungslose Aufarbeitung weiter auf vollen Touren. Die Nationalspieler des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben sich nach den kläglichen Leistungen beim EM-Turnier mit ihren gegenseitigen Schuldzuweisungen weiter ins Abseits gebracht. "Die Mannschaft war leblos und hatte keinen Charakter. Das wissen wir nun genau", kommentierte Franz Beckenbauer am Wochenende das EM-Abschneiden der DFB-Auswahl. "Wie sie sich auf dem Platz verhalten hat, so verhält sie sich auch jetzt", kritisierte der frühere DFB- Teamchef das niveaulose Hauen und Stechen nach dem frühen Vorrunden-Aus: "Mehr muss man nicht sagen."

"Das war eine Beerdigung erster Klasse", fasste Otto Rehhagel das schlechteste EM-Turnier einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft treffend zusammen. Ein ein mageres Pünktchen und nur ein einziges Törchen, beides beim 1:1 gegen Rumänien geholt, brachte der Titelverteidiger aus den Niederlanden und Belgien mit nach Hause: Platz 15 in der Gesamtwertung. "Bei dieser EM war Deutschland unter den großen Fußball-Nationen die schlechteste Mannschaft", urteilte der große Pele. Athletik, Technik, Spielsystem - in allen Bereichen hinkten die besten Kicker des DFB unter der Führung von Teamchef Erich Ribbeck der Konkurrenz meilenweit hinterher.

Viel schlimmer jedoch: Die so genannte Mannschaft erwies sich als Gemeinschaft von 22 Individualisten mit einem ohnmächtigen Teamchef. "Man kann bei einer Europameisterschaft ausscheiden - aber dann bitte mit fliegenden Fahnen und nicht mit Angsthasenfußball", sagte Ehrenspielführer Uwe Seeler. Für Gerhard Mayer-Vorfelder, den DFB-Delegationsleiter in den EM-Tagen, war "eine der traurigsten Erkenntnisse, dass der Egoismus selbst noch durchschlägt, wo er nichts mehr bringt". Das seien die "Auswüchse", die jetzt zum Vorschein kommen, meinte Felix Magath und fügte an: "Das Problem ist, dass jeder überall mitreden will. Dass jeder sein eigenes Spiel treibt und die Mannschaft hinten an steht."

Für Eduard Geyer, den Trainer des Bundesliga-Aufsteigers FC Energie Cottbus und dem letzten Auswahltrainer der DDR, war die aktuelle EM-Mannschaft nahezu untrainierbar. "Das ist ganz schlimm, die Spieler lassen sich ja kaum noch etwas sagen", stellte Geyer fest.

Eine Mannschaft, die keinen Charakter hat, wie gerade auch die "Selbstzerfleischung" nach dem blamablen 0:3 gegen Portugals B-Mannschaft bewies, und dazu ein zu schwacher Trainer: Am Ende blieb nur Spott, selbst aus dem eigenen Lager. "Seht her - das ist Fußball" oder "Gut, dass wir nicht mehr dabei sind" - so oder ähnlich übermittelten deutsche Fußball-Anhänger auf Plakaten ihre Meinung aus den EM-Stadien nach Hause. "Es gibt keine Erneuerung. In den letzten acht Jahren ist nicht ein einziger zukunftsträchtiger deutscher Spieler hervorgekommen", urteilte Pele, während die Europameisterschaft 2000 ansonsten eher mit "Fußball, der uns das Herz öffnete" (Beckenbauer) und als Turnier "blühender Nationalmannschaften", so der Fifa-Präsident Josef Blatter, in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen wird.

"Was sich jetzt hinterher abspielt, ist sehr traurig", sagte Gerhard Mayer-Vorfelder. "Einer bewirft den anderen mit Dreck. Dabei sollte sich doch jeder erst einmal an die eigene Nase fassen", erklärte der Stuttgarter.

Das leichtfertig aufs Spiel gesetzte Vertrauen zurückzugewinnen, sei nicht einfach, meinte der DFB-Vizepräsident mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Das nächste Länderspiel am 16. August in Hannover gegen Spanien sei erneut kein optimaler Termin. Mit nur einem Bundesliga-Spieltag, der voraus ginge, bliebe dem neuen Bundestrainer kaum Zeit, ein Team zu formen. Und Forderungen nach einem "Neuaufbau ohne Wenn und Aber", wie sie von Karl-Heinz Rummenigge aufgestellt worden sind, seien ohnehin nur schwer zu erfüllen. Am 2. September steht in Hamburg schon das WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland an.

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