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Sport: Deutsche Nationalelf: Am Strand von Djerba (Glosse)

So wie unsere Nationalspieler am Mittwoch die Stätte des Grauens verließen, schienen sie wohl zu glauben, sie hätten alles hinter sich. Urlaub haben sie gebucht, die armen Tröpfe, und wissen gar nicht, dass das Schlimmste erst noch vor ihnen liegt.

So wie unsere Nationalspieler am Mittwoch die Stätte des Grauens verließen, schienen sie wohl zu glauben, sie hätten alles hinter sich. Urlaub haben sie gebucht, die armen Tröpfe, und wissen gar nicht, dass das Schlimmste erst noch vor ihnen liegt. Der gemeine Fußball-Profi macht gerne Klub-Urlaub. Da hat er weitgehend seine Ruhe am Pool, Strand und an der Bar, die zu schreibenden Autogramme sind von überschaubarer Zahl, ins richtige Leben muss er bei Robinsons auch nicht gucken, und beim munteren Kick am Strand mit den anderen Gästen lässt sich auch viel fürs Selbstbewusstsein tun.

Diesmal wird alles anders sein. Nehmen wir Djerba, was sehr beliebt ist. Was wird so ein Profi dort erleben? Wahrscheinlich wird er Kinder sehen, die am Strand Fußball spielen, und einer wird Zidane sein, einer Davids, ein Dritter del Piero und der Dicke, der immer ins Tor muss, wird behaupten, er fliege wie Vitor Baia. Das ist nicht schön, wenn keiner mehr Matthäus sein will, Bierhoff oder Linke. Nicht mal Linke.

Und irgendwann wird das Fußballspiel der Großen kommen, zu dem sich die Urlaubsgäste am Strand versammeln. Zwei werden die Mannschaften wählen, möglichst gerecht die Spielstärksten aufteilen. Und wenn alle verteilt sind, werden noch drei rumstehen, zwei Mädchen und noch einer, den keiner will, den man aber, ist ja Urlaub, irgendwie mitzieht. Man wird dann ein wenig grübeln, wie die drei aufzuteilen sind. Aber am Ende wird der eine Mannschaftsführer großzügig sagen, okay, wir nehmen die Mädchen, nehmt ihr den Linke. Schön ist das nicht.

Später, wenn die mit den Mädchen gewonnen haben und alle sich fröhlich an der Bar treffen, könnten die Linkes vielleicht Autogrammkarten verteilen. Aber wer will die diesmal haben? Höchstens im Tausch. Gegen einen Guildo Horn, oder so. Der ist auch out. Das ist dann wirklich bitter.

Aber nichts gegen das gemeinsame Fernsehen der EM-Spiele. Dann schwärmen alle von der Technik und dem Können der Franzosen, Holländer, Portugiesen, Jugoslawen, Rumänen und fragen am Ende unseren Linke: Gell Thomas, das würdest du auch gern können? Wenn unser Linke dann ein wenig weinen muss, werden sie ihn trösten, Kopf hoch, kann halt nicht jeder Fußball spielen. Dafür könnt ihr ja singen.

Und mit diesem Können wird unser Linke spät am Abend, so nach der siebten, achten Flasche tunesischen Rotweins, doch noch gebraucht werden. Das ist tröstlich, das haben die Nationalspieler in Holland gelernt, das kann auch der Linke wie kein Zweiter: Ich bin so schön, ich bin so toll, ich bin der Anton aus Tirol. Am Ende wirde es dann doch noch ein super Urlaub für unsere Kicker. Sie haben es sich verdient.

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